Schlagwortarchiv für: Wilhelm I.

Druck, Deutschland, 1870 – Material: Papier – Herkunft: Otto-von-Bismarck-Stiftung Friedrichsruh, Inventar-Nr.: He ZSg 073

Nach dem Sturz der spanischen Königin Isabella II. im September 1868 begann die neue Regierung umgehend mit der Suche nach einem neuen Herrscher für den vakanten Thron. Die unter Geheimhaltung erfolgten, zunächst aber stockenden Sondierungen führten schließlich im Februar 1870 zu einem erneuten Angebot der Regierung in Madrid an den katholischen, mit einer portugiesischen Prinzessin verheirateten Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, sich um die spanische Krone zu bewerben. Leopold besaß enge verwandtschaftliche Beziehungen zu Napoleon III. und sein Bruder Karl war mit Billigung des französischen Kaisers 1866 zum Fürsten von Rumänien erhoben worden. Somit erschien er der spanischen Regierung als geeigneter Kandidat. Napoleons Plazet sollte eingeholt werden, sobald Leopold sich zur Annahme der spanischen Krone bereit erklärt hatte.

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„Zwischen mir und mein Volk soll sich kein Blatt Papier drängen!“ – König Friedrich Wilhelm IV. und sein Bruder, der Prinz von Preußen und der spätere Wilhelm I., sind in dieser Karikatur von Isidor Popper bei dem Versuch zu sehen, die Einführung der Verfassung zu verhindern (erschienen in: Satyrische Zeitbilder 28, 1848, heute im Besitz der Herzog August Bibliothek, CC BY-NC-ND 4.0).

„Lügenpresse“ – dieser Kampfbegriff sucht seit einigen Jahren die politische und gesellschaftliche Landschaft heim. Die polemisierende Medienschelte ertönt fast täglich aus den Mündern ideologischer Kombattanten und ist Ausdruck einer ausgeprägten Schwarz-Weiß-Sichtweise, die klar in Freund und Feind unterscheidet – und der Feind wird eindeutig in Fernseh- und Presseredaktionen verortet. Das ist weder ein rein deutsches Phänomen noch eines der jüngeren Zeitgeschichte: Dass „fake news“ nichts weiter als die orange angestrichene Variante der „Lügenpresse“-Rufe in deutschen Großstädten und Online-Kommentare sind, kann man regelmäßig auf Twitter nachlesen. Auch die Wahl zum „Unwort des Jahres 2014“ stellte weniger den Beginn einer zweifelhaften Erfolgskarriere jener Wortzusammensetzung dar als vielmehr ein unerwünschtes Comeback-Special. Denn bereits im Ersten Weltkrieg und erst recht während der NS-Diktatur fanden deutsche Entscheidungsträger und Meinungsmacher großen Gefallen an jenem Ausdruck, mithilfe dessen man politischen Gegnern mit einem Federstrich die Glaubwürdigkeit zu entziehen versuchte.1

Doch die Verwendung des Begriffs „Lügenpresse“ ist noch älter. „Lügenpresse“ ist keine Wortschöpfung des 20. Jahrhunderts, ebenso wenig wie die politische Diffamierung unerwünschter und kritischer Berichterstattung. Bereits der preußische König Wilhelm I. (1797-1888), der 1871 zum ersten Deutschen Kaiser ausgerufen wurde, schimpfte Zeit seiner Herrschaft auf die „fake news“ des Industrialisierungszeitalters. Im Folgenden wird in Form einer Sammlung von ausgewählten Zitaten Wilhelms I. – die nicht den Anspruch erhebt, eine wissenschaftliche Gesamtbetrachtung der facettenreichen Zeitungs- und Pressepolitikgeschichte des 19. Jahrhunderts zu sein2 – eine Skizze der problematischen Beziehung des preußischen Königs zum gedruckten Wort gezeichnet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Jahren bis 1871.

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Entlassungszeugnis Otto Eduard Leopold von Bismarcks vom 3. April 1832 (Reproduktion); Material: Papier, Maße: 210 x 297 mm (DIN A4); Inventarnummer: Altbestand, ausgestellt in der Dauerausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh

Wenn an Otto von Bismarck erinnert wird, stehen seine großen Erfolge wie auch Misserfolge im Vordergrund: Bismarck der „Reichsgründer“, die von ihm initiierte Sozialgesetzgebung oder seine Rolle im Kulturkampf. Das sind prägende Ergebnisse der Politik des ersten Reichskanzlers, die einen großen Baustein der deutschen Geschichte bilden und noch bis heute Auswirkungen haben. Aber wer hätte gedacht, dass dieser erfolgreiche und einflussreiche Staatsmann in seiner Schulzeit eher durch Fehlzeiten und Arbeitsscheu auffiel als durch großen Fleiß? Dies belegt sein Entlassungszeugnis vom 3. April 1832 zu seinem Abitur im Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin.

Ein Jahr nach Bismarcks Geburt am 1. April 1815 zog seine Familie von Schönhausen auf das ererbte Gut Kniephof in Pommern. Diese sehr ländliche und idyllische Umgebung lag dem jungen Otto sehr am Herzen, weshalb er umso erboster war, als er mit sechs Jahren von seiner Mutter Wilhelmine Mencken in die von ihm als „Zuchthaus“ beschriebene Plamannsche Lehranstalt in Berlin geschickt wurde. Wilhelmine stammte aus dem Bildungsbürgertum und entsandte ihre Kinder deshalb auf ein bürgerliches Internat, statt, wie für aristokratische Verhältnisse üblich, Hausunterricht erteilen zu lassen. Den dadurch entstandenen Umbruch in Ottos Leben beschreibt er selbst mit folgenden Worten: „Ich bin in meinem elterlichen Hause in frühester Kindheit fremd und nie wieder völlig darin heimisch geworden.[1]

Die Plamannsche Lehranstalt war renommiert, ihr Lehrkörper bestand überwiegend aus Mitgliedern der liberalen und nationalen Turnerbewegung. Dazu zählte auch der berühmte „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn. Die Lehrer und deren Erziehungsweise waren Otto von Bismarck zufolge gegen den Adel und dessen geistige Grundlagen ausgerichtet.  Die von ihm verwendete Beschreibung „Zuchthaus“ ist durch die Wahrnehmung der strengen Züchtigung und der schmalen Kost zu erklären. Dadurch kontrastierte die kindliche und ländliche Freiheit auf dem Gut Kniephof mit der von Bismarck gefühlten „Gefangenschaft“ in der Plamannschen Lehranstalt.

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Preußische Königskrone Wilhelms I., Nachbildung nach Originalmaßen aus Metall (vergoldet), Samt sowie Edelstein- und Perlennachbildungen, Maße: 20 x 16/21,5 cm, Gewicht: 1323g – Ort: Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh

Prunkvolle Königskrönungen, wie sie beispielsweise die britische Monarchie noch heute kennt (auch wenn dies zuletzt 1952 der Fall war), finden sich in der preußisch-deutschen Geschichte nur wenige. Genaugenommen fanden zu Zeiten der Hohenzollernherrschaft in Berlin nur zwei Krönungsfeiern statt (und das bei neun Königen im Zeitraum 1701 bis 1918): Zum einen am 18. Januar 1701, als sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg in Königsberg zu König Friedrich I. in Preußen krönte (Könige von Preußen wurden die Hohenzollern erst 1772). Und dann zum zweiten und gleichzeitig letzten Mal am 18. Oktober 1861, abermals in Königsberg, wo sich Wilhelm I. die Königskrone auf den (mit 64 Jahren bereits recht kahlen) Kopf setzte. Zwar spielte Wilhelm II. 1889 noch einmal kurzzeitig mit dem Gedanken, sich als preußischer König demonstrativ krönen zu lassen – und ließ für diesen Anlass sogar eine eigene Krone anfertigen –, allerdings verlief sich dieses neoabsolutistisch-anachronistische Projekt genauso schnell wieder im Sande wie zahlreiche andere Gedankenspiele des letzten Hohenzollernmonarchen.

Auch wenn die preußischen Kronjuwelen seit 1918 nicht mehr als Symbole politischer Macht und Legitimation fungieren, könnte man doch annehmen, dass sie – ähnlich wie ihre britischen Gegenparts die meiste Zeit – zumindest hübsche Ausstellungstücke abgeben würden. Doch leider hat die deutsche Geschichte des 20. Jahrhundert nicht nur an ihren einstigen Trägern ihre Spuren hinterlassen, sondern auch an den Kronen selbst: Die Königskrone Friedrichs I. wurde bereits 1889 ihrer Juwelen entledigt, da man diese für das neue Exemplar Wilhelms II. wiederverwertete; das Goldskelett der 1701er Krone befindet sich heute im Berliner Schloss Charlottenburg. Die juwelenbesetzte 1889er Krone Wilhelms II. – der sie selbst nie trug – ist in der Schatzkammer der Burg Hohenzollern bei Hechingen ausgestellt. Die 1861er Krone Wilhelms I. ging jedoch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren, und ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.

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Text: Christian Wächter

Knapp 9.000 Kilometer trennen Deutschland von der wunderschönen kleinen Insel Miyako-jima, im Ostchinesischen Meer –  deutlich näher zu Taiwan gelegen als an das eigene japanische Mutterland. Wer das Glück hat, einmal das subtropisch-tropische Eiland der Präfektur Okinawa zu besuchen, wird sich nicht nur an den puderzuckerweißen Stränden, den bunten Korallenriffen oder der exotisch anmutenden Vegetation erfreuen. Man wird auch nicht schlecht staunen, wenn man im Hafen der Ortschaft Hirara plötzlich vor einer Gedenkstele Kaiser Wilhelms I. steht, oder bei Ueno eine mittelalterliche Burg sowie Fachwerkhäuser inmitten des Themenparks „Deutsches Kulturdorf Ueno“ erblickt – genau an der Gerhard-Schröder-Straße.

Womit haben wir es hier also genau zu tun? Und warum lassen sich ausgerechnet auf dieser kleinen pazifischen Insel Bezüge zu Deutschland finden, die vom Kaiserreich bis in die Berliner Republik reichen?

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