Schlagwortarchiv für: Otto von Bismarck

Der Ehrenbürgerbrief der Stadt Wismar, verliehen an Otto von Bismarck am 1. April 1895. Kolorierte Federzeichnung auf Pergament, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr. A 327 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Obwohl er Preuße war, erfreute sich Reichskanzler a. D. Otto von Bismarck in den bürgerlichen Kreisen der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz großer Beliebtheit. Vielerorts wurde sein 80. Geburtstag am 1. April 1895 gefeiert, die Städte Schwerin und Wismar verliehen ihm sogar die Ehrenbürgerwürde.

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Vor welchen bürokratischen Schwierigkeiten Deutsche standen, die eine Partnerin oder einen Partner mit einer nichtdeutschen Staatsangehörigkeit ehelichen wollten, zeigte PD Dr. Christoph Lorke in seinem Vortrag am 26. Januar 2023 im Historischen Bahnhof Friedrichsruh auf.

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Nicht Napoléon III., wie vielfach angenommen wurde, sondern Otto von Bismarck saß in Donchéry auf diesem Stuhl, der zu einem Weberhaushalt gehörte (© Otto-von-Bismarck-Stiftung / Fotograf: Jürgen Hollweg)

In wie vielen Geschichtsbüchern mag sie verewigt sein, die Szene, als Kaiser Napoleon III. am Tag nach der Schlacht von Sedan bei der preußischen Regierung um einen günstigen Waffenstillstand nachsuchte? „Ungewaschen und ungefrühstückt“, so erfahren wir aus einem Brief Otto von Bismarcks an seine Frau Johanna1, ritt der Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes am frühen Morgen des 2. September 1870 auf des Kaisers Bitte von seinem Quartier in Vendresse aus Richtung Sedan. Auf der Landstraße bei Donchéry, einem kleinen Ort an der Maas, trafen sie sich, der eine zu Pferd, der andere im offenen Wagen. Nach kurzer Wegstrecke kehrten sie in das Weberhäuschen der Madame Fournaise-Liban ein, kletterten über eine schmale Stiege in das niedrige Zimmer im ersten Stock und ließen sich zu ihren politischen Beratungen auf zwei gleichartigen „Binsenstühlen“ nieder. Einer der Stühle kündet noch heute im Bismarck-Museum Friedrichsruh von dem historischen Moment. Wie aber gelangte er in den Besitz Bismarcks? Dank eines Namenszuges auf der Lehne, einer Urkunde im Bismarck-Archiv und einiger Informationen und Zeitungsartikel, die uns der pensionierte niederländische Lehrer und Bibliothekar Jos Erdkamp hat zukommen lassen, können wir den Schleier lüften.

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„Bismarck von Otto“, Pigmentdruck auf Leinwand nach einem Gemälde von Otto Waalkes, Nr. 1/20, handsigniert, 2022

Auf dem Neujahrsempfang war eine Neuerwerbung der Otto-von-Bismarck-Stiftung zum ersten Mal zu sehen: „Bismarck von Otto“. Auf diesem Bild lässt der Komiker und Künstler Otto Waalkes den Ottifanten auf Otto von Bismarck treffen. Wir haben ihn gefragt, wie es zu dieser Begegnung gekommen ist:

 

Herr Waalkes, wir freuen uns, dass der kleine Ottifant nach Friedrichsruh ausgebüxt ist. Warum wollte er ausgerechnet Otto von Bismarck besuchen?

Otto Waalkes: Eine entscheidende Rolle hat der Vorname gespielt. So viele berühmte Ottos gibt es ja nicht.

 

Wie man sieht, mögen beide kleidsame Kopfbedeckungen. Was bedeutet die Pickelhaube für den Ottifanten?

Otto Waalkes: Ottifanten mögen Pickel an Hauben lieber als Pickel im Gesicht. Außerdem sind Pickelhauben praktisch: Wenn man sie umgedreht in die Erde rammt, kann man sehr schön Topfblumen darin anpflanzen.

 

Wie wird sich der Ottifant an Bismarck erinnern?

Otto Waalkes: Er hat viele Gemeinsamkeiten entdeckt: Bismarck und der Ottifant sind Freunde des Friedens, zumindest auf ihre alten Tage, beide essen gern und sind etwas rundlich.

 

Herr Waalkes, herzlichen Dank!


Das Bild wird nach der geplanten Sanierung in der neuen Ausstellung des Bismarck-Museums zu sehen sein.

Das Bismarck-Denkmal in Aumühle (Ausschnitt), © Otto-von-Bismarck-Stiftung

Seitdem der Bundestag und die Hamburgische Bürgerschaft 2014 beschlossen haben, das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark zu sanieren, wird in Hamburg intensiv über einen zeitgemäßen Umgang mit dieser Rolandsfigur diskutiert. Weniger öffentlichkeitswirksam, aber nicht minder kontrovers hatte bereits Jahrzehnte zuvor in Aumühle eine ähnliche Diskussion über gleich zwei ‚Steine des Anstoßes‘ eingesetzt, die mit dem Namen des ersten Reichskanzlers verbunden sind: ein Bismarck-Denkmal, das sein österreichischer Verehrer Georg von Schönerer 1921 gestiftet hatte, sowie dessen Grabstätte, die ein Jahr später auf dem Aumühler Friedhof eingerichtet worden war.

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Eine Sitzung des Reichstags, Bismarck sitzt links im Bild auf der Regierungsbank. Nach der Natur aufgenommen von H. Lüders, als Schwarz-Weiß-Zeichnung erschienen in: Die Gartenlaube, 1874; der kolorierte Druck ist in der Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ zu sehen.

Emotionen, Zeitmanagement und Wissensvorsprung waren einige der Stichworte, mit denen in der vergangenen Woche auf einer zweitägigen wissenschaftlichen Konferenz in Friedrichsruh Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen von politischen Entscheidungen während der Regierungszeit Otto von Bismarcks untersucht wurden. Veranstaltet wurde die Konferenz unter dem Titel „Entscheidungskulturen der Bismarck-Ära“ von der Otto-von-Bismarck-Stiftung und dem Historischen Institut der Universität Stuttgart unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Lappenküper (Friedrichsruh) und Prof. Dr. Wolfram Pyta (Stuttgart).

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Wir haben dem Namensgeber unserer Stiftung jetzt eine eigene Website gewidmet: Diese Online-Biografie stellt das Leben des preußisch-deutschen Staatsmannes vor, zeigt die Meilensteine seiner Politik auf und folgt ihm auf seinen Reisen durch Europa. Zum Gesamtbild gehört auch die Erinnerung an einen Politiker, der schon zu seinen Lebzeiten zum Mythos verklärt wurde. Abgerundet wird das Informationsangebot mit einer umfangreichen Quellensammlung.

Zu entdecken ist die frei zugängliche Website ab sofort unter www.bismarck-biografie.de.

Dieses Schreiben vom 18. Februar 1836 erhielt Bismarck in Vorbereitung seiner Referendariatsprüfung.

Von der Entlassungsurkunde des Reichskanzlers bis zum Bierkrug werden im Friedrichsruher Bismarck-Archiv Zeugnisse aus dem Leben des preußisch-deutschen Staatsmannes aufbewahrt. Diese Sammlung wird nun durch ein umfangreiches Konvolut mit den Kopien wichtiger persönlicher wie dienstlicher Bismarck-Dokumente aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes erweitert. Ermöglicht wird dies durch eine Schenkung aus dem Nachlass von Karl-Günther von Hase im Namen seiner fünf Töchter.

Von Hase war 1962 nach über zehnjähriger Tätigkeit im Auswärtigen Am zum Staatssekretär und Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung ernannt worden und diente dann als Regierungssprecher der Kabinette Adenauer, Erhard und Kiesinger. Nach weiteren beruflichen Stationen amtierte er von 1977 bis 1982 als Intendant des ZDF. Zur Erinnerung an seine Zeit im Auswärtigen Amt erhielt er im August 1964 eine Sammlung von Bismarck-Dokumenten, „gedacht als Mittel zur Erhaltung und Belebung der Tradition in der Behörde“, wie es im Begleitschreiben heißt. Im vorigen Jahr ist von Hase im Alter von 103 Jahren verstorben.

Zu den insgesamt 316 Seiten umfassenden Dokumenten gehört beispielsweise ein Schreiben des Regierungspräsidenten Graf von Arnim-Boitzenburg an den „Stadtgerichts Auscultator“ Otto von Bismarck vom 18. Februar 1836. Arnim-Boitzenburg teilt ihm darin auf dessen Gesuch hin zwei Themen mit, die er im Rahmen seiner Referendariatsprüfung schriftlich bearbeiten müsse. Die Einreichung der beiden Probearbeiten müsse bis zum 1. Juni mit der eidesstattlichen Versicherung erfolgen, dass Bismarck die Arbeiten selbst verfasst habe. Außerdem findet sich in dem Konvolut unter anderem ein Schreiben des Ministerpräsidenten Bismarck an den Amerikaner William Gale in Boston, in dem er auf dessen Bitte um Zustimmung, seinen Sohn Bismarck nennen zu dürfen, positiv reagiert. In einem anderen Schreiben, am 5. Mai 1882 an den Schweizer Bundespräsidenten Bavier gerichtet, lehnt Bismarck die Einladung zur Eröffnung der Gotthardbahn aus gesundheitlichen Gründen ab. Insgesamt ist diese Dokumentensammlung so zusammengestellt, dass sie einen spannenden Überblick über wichtige Lebensstationen Bismarcks bietet.

Aleksandr M. Gorčakov, Carte de Visite, Fotografie von Aristide & Cie (Bibliothèque national de France, gemeinfrei)

Pflegte Reichskanzler Otto von Bismarck besondere Beziehungen zu Russland? Diese Frage begleitet die Bismarck-Rezeption schon lange, hat aber angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine eine neue Virulenz gewonnen. Eine kenntnisreiche, auf historische Dokumente gestützte Analyse der Vergangenheit der deutsch-russischen Beziehungen kann maßgeblich zu ihrer Beantwortung beitragen, wie Prof. Dr. Horst Günther Linke (Universität Bonn) am Donnerstag bei seinem Vortrag mit dem Titel „Bismarcks russischer Gegenspieler – Fürst Aleksandr M. Gorčakov“ im Historischen Bahnhof Friedrichsruh aufzeigte.

Der Historiker hat in seinen jüngsten Publikationen Leben und Politik des russischen Kanzlers und Außenministers Fürst Aleksandr M. Gorčakov (1798 – 1883) und dessen Beziehungen zu Bismarck ausgeleuchtet, als Grundlage dienten auch die reichhaltigen Quellenbestände russischer Archive. Gorčakov war nicht nur über Jahrzehnte eine, wenn nicht die prägende Persönlichkeit der russischen Politik, sondern auch ein enger Bekannter Otto von Bismarcks. Ihr persönlicher Kontakt und brieflicher Austausch, in dem der eine den anderen auch blumig umschmeichelte, könnte tatsächlich den Eindruck erwecken, dass zwischen ihnen und damit ihren Ländern ein besonderes Verhältnis bestanden habe.

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„Dem deutschen Heere“, Seite 1 und 2. Diese handschriftliche Fassung sandte Richard Wagner 1871 an Otto von Bismarck. (© Otto-von-Bismarck-Stiftung)

Otto von Bismarck war dem Musikgenuss keineswegs abgeneigt, aber er war kein Bewunderer Richard Wagners. Ihn erfreuten das Klavierspiel seiner Frau Johanna und die Konzertabende, zu denen bekannte Musiker oder Sänger ins eigene Haus eingeladen wurden. Dennoch befindet sich in seinem Nachlass ein handgeschriebenes Gedicht, das der damals aufstrebende Komponist Ende Januar 1871 – eine Woche nach der Kaiserproklamation in Versailles – schrieb und ihm sandte. „Dem deutschen Heere“, so der Titel, wird seit vergangener Woche als Leihgabe in der Ausstellung „Richard Wagner und das deutsche Gefühl“ gezeigt. Sie ist bis zum 11. September 2022 im Deutschen Historischen Museum Berlin (DHM) zu sehen.

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