Geschrieben von Christian Wachter am Mittwoch, den 18. März 2015 um 13:59 Uhr

Nicht nur im Jahr 2015, in dem Otto von Bismarck 200 Jahre alt geworden wäre, sind Orte mit Bezug zum „Eisernen Kanzler“ quasi allgegenwärtig. Fast überall befindet sich eine Bismarckstraße, ein Bismarckturm, -stein, oder eine Bismarckapotheke, irgendwo in der Nähe. Darüber hinaus entstehen immer wieder lebhafte Debatten über Sinn und Unsinn von Straßen(um)benennungen, wird die Pflege von in die Jahre gekommenen Denkmälern vorangetrieben oder stehen sonstige Orte mit Bismarckbezug im öffentlichen Fokus, etwa wenn eine Bismarck-Eiche in Berlin dem Verkehr weichen muss. Dass dies zwar insbesondere, aber nicht alleine für Großstädte gilt, lässt unsere Weltkarte deutlich werden. Sie wurde 2012 im Rahmen des BISMARCKIERUNG-Projektes erstellt und wird seitdem beständig erweitert.

Die genannten Diskussionen und Initiativen stehen natürlich im größeren Kontext der lebhaft diskutierten Frage, welches Verhältnis heutige Generationen zum ersten deutschen Reichskanzler haben, haben sollten oder haben können. Für diese Frage also nach der Erinnerungskultur stellt der 200. Geburtstag Bismarcks einen ganz besonderen Anlass dar. Entsprechend sind aktuell ausnehmend viele Berichte in den Medien zu finden. Beispielsweise ist über die Leipziger AfD zu lesen, dass sie Otto von Bismarck in dem städtischen Namensvorrat verewigt wissen wollte, dabei aber übersehen hat, dass es bereits eine Bismarckstraße gibt. Für einen „Geburtstagsputz“ legten im brandenburgischen Herzberg (Elster) BürgerInnen jüngst Hand an das hiesige Bismarckdenkmal an und die Sanierung des Bismarckdenkmals im hessischen Dillenburg wurde vom ortsansässigen Geschichtsverein erfolgreich abgeschlossen. Die Frankfurter Rundschau portraitiert in einem Onlineartikel die Bismarcksäule in Hanau und erinnert gleichzeitig an die Geschichte der typgleichen Säulen, wie sie im gesamten Deutschen Reich verstreut errichtet wurden. Und die Mitteldeutsche Zeitung berichtet von der Eröffnung der Ausstellung „Bismarck – Ort und Erinnerungen“ im Kreismuseum Genthin.

Diese und viele weitere Beispiele illustrieren nicht nur, welche Formen das Bismarckgedenken im Jubiläumsjahr annimmt, sie bieten auch wertvolle Informationen für neue Markierungen, die in unsere Karte aufgenommen werden sollen. Denn für dieses offene und in Kooperation mit der Community betriebene Projekt sind solche Meldungen wertvolle Hinweise, wo noch „Bismarckierungen“ fehlen. Schließlich gibt es ständig etwas zu „bismarckieren“.

Während bei uns im Bismarck-Trubel die Telefone heiß und die Email-Accounts überlaufen, wollen wir nicht übersehen, wo andernorts noch auf Bismarck aufmerksam gemacht wird. Aus der Fülle von Unternehmungen im In- und Ausland heute eine besondere Perle:

Nicht nur filmisch, sondern auch auf der Theaterbühne wird Bismarck in diesem Jahr zum Gegenstand historisch-künstlerischer Darstellungen. Und wenn die Berliner Volksbühne und die Singakademie zu Berlin dafür verantwortlich zeichnen, sind Brüche und unerwartete Spannungsbögen zu erwarten. Zum Beispiel bis zu Bakunin. Neben der großartigen Sophie Rois ist das Stück „Die Bismarck“ aber auch aus einem anderen Grund sehens- und vor allem hörenswert: Drei Chöre mit insgesamt 150 Stimmen, ein Streichquartett, Schlagzeug Flöte und Jagdhörner sorgen für eine außergewöhnliche Orchestrierung. Das findet auch der Deutschlandfunk bemerkenswert. Wir meinen: Bitte noch einmal aufführen!!!!

Mehr über das einmalige Oratorium hier… und hier…

Geschrieben von Dr. Maik Ohnezeit am Mittwoch, den 25. Februar 2015 um 12:11 Uhr

Am Freitag, den 20. Februar 2015 fanden sich zahlreiche Gäste auf Gut Wittmoldt bei Plön ein, um der Preview einer ZDF/ARTE-Koproduktion über Otto von Bismarcks letzte Jahre nach seiner Entlassung beizuwohnen. Peter Striebeck verkörpert in dem Doku-Drama „Bismarck – Härte und Empfindsamkeit“ eindringlich verschiedene charakterliche Facetten des gealterten Otto von Bismarck, der in Friedrichsruh seinem Mitarbeiter Lothar Bucher (gespielt von Steffen Scheumann) seine „Gedanken und Erinnerungen“ in die Feder diktiert. Bismarck lässt sein Leben und seine politischen Kämpfe Revue passieren und muss sich mehrmals von Bucher auf Diskrepanzen zwischen Bismarcks persönlichen Erinnerungen und den aktenkundigen historischen Fakten hinweisen lassen. Viele Filmszenen wurden auf Gut Wittmoldt gedreht.

Bevor die mit Spannung erwartete Preview begann, las der Hauptdarsteller, Peter Striebeck, aus dem am 21. Dezember 1846 verfassten Brautwerbebrief Otto von Bismarcks an seinen zukünftigen Schwiegervater, Heinrich von Putkamer. Striebeck bekannte, dass er von dem Gedanken, den „Reichsgründer“ verkörpern zu dürfen, sofort fasziniert gewesen sei. Im Anschluss an die Lesung lief der 52-minütige Film an. Dieser musste aufgrund der zahlreichen Gäste in zwei großen Räumen gezeigt werden.

Im Anschluss an die Preview fand eine Podiumsdiskussion statt, an der neben dem Hauptdarsteller Peter Striebeck auch der Regisseur der Dokumentation, Dr. Wilfried Hauke (dmfilm & tv produktion“), sowie das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Prof. Dr. Ulrich Lappenküper, teilnahmen. Die schauspielerische Leistung Peter Striebecks fand im Publikum begeisterte Zustimmung.

Die Otto-von-Bismarck-Stiftung stand dem Filmteam während der Produktionsphase mit Rat, Tat und reichlich Bildmaterial aus dem Archiv der Stiftung sowie dem Bismarck-Museum gerne zur Verfügung. So fand auch die Otto-von-Bismarck-Stiftung samt Stiftungsarchiv Eingang in den Film, dessen eigentliche Premiere am folgenden Tag im Abendprogramm von ARTE erfolgte.

Zum Film in der Arte-Mediathek geht es hier

Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 23. Februar 2015 um 12:05 Uhr

Südlich von Berlin liegt der Ort Zossen, eine amtsfreie Stadt im Landkreis Teltow-Fläming. Als gute Preußen hatten die Zossener Brandenburger (s. links zu Luft und auf dem Boden) ihrem einstigen Ministerpräsidenten und nachmaligen Reichskanzler Otto von Bismarck ein Ehrung errichtet. Aber nicht in der Form eines Denkmals oder eines Bismarck-Turmes, sondern etwas dezenter als Plakette auf einem Findling. Auch diese Bismarck-Steine waren weit verbreitet und behielten auf dem Gebiet der DDR ihren Namen in der Umgangssprache auch dann noch bei, als er offiziell ungelitten war. Im Falles Zossens wurde die Plakette entfernt und nun ist es der Initiative von Thomas Krause aus Zossen zu verdanken, dass auf dem Stein wieder optisch an Bismarck erinnert wird. Krause hat weder Kosten noch Mühen gescheut und eine Replik der alten Aufschrift herstellen lassen, genauere Informationen gibt es hier.

Vermutlich ist Zossen damit wieder derjenige Ort mit einem Bismarck-Bezug, der am weitesten hinten im deutschen Alphabet liegt. Am anderen Ende der Skala dürfte es Aachen sein, wo es ein Hotel, eine Apotheke, einen Turm und eine Straße mit Bismarck im Namen gibt. Mindestens….

Mit ihrer Idee zu dem Projekt „Kunst für Demokratie“, das Räume für demokratische Teilhabe eröffnet, zählt die Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen zu den 100 Preisträgern des bundesweiten Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2013/14. Der Wettbewerb beruht auf einer Initiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft unter dem Titel „Deutschland – Land der Ideen“. Erstmals steht er im Zeichen eines Themas: „Ideen finden Stadt“. Gewürdigt werden Projekte, die richtungsweisend für die Städte und Gemeinden von morgen sind.

Aus rund 1.000 Forschungseinrichtungen, Unternehmen oder Vereinen hat eine unabhängige 18-köpfige Jury unter Vorsitz von Professor Martin Roth, Direktor des Victoria and Albert Museum in London, und Professor Michael Hüther, Direktor und Mitglied des Präsidiums des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln die 100 Preisträger in den Kategorien Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Umwelt, Bildung und Gesellschaft ausgewählt. Auf www.ausgezeichnete-orte.de werden die Preisträger und ihre Ideen vorgestellt, zu denen in Sachsen-Anhalt mit der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen insgesamt zwei gehören.

Die Leiterin der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen, Dr. Andrea Hopp, und Museumspädagogin Katja Gosdek freuen sich über die Auszeichnung und danken allen, die sich Jahr für Jahr kreativ bzw. organisatorisch einbringen und so zum Erfolg von „Kunst für Demokratie“ beitragen.

Gefällt Ihnen das Projekt? Dann wählen Sie uns bis zum 20. Oktober 2013 zum Publikumssieger! Hier können Sie täglich für uns abstimmen:

www.land-der-ideen.de/ausgezeichnete-orte/preistraeger/kunst-f-r-demokratie .

Von Ulf Morgenstern

Zugegeben, erst wollten wir uns aus der kurz aber heftig geführten Debatte über den neuen Roman von Christian Kracht heraushalten. Aber die Stoffgrundlage zwingt eine zumindest schelmische Beschäftigung mit dem anhaltenden Interesse am Mythos „Deutsche Südsee“ geradezu auf.

Das gilt auch und gerade weil die heutige Rezeption des Sujets zwischen überkommenen Stereotypen und unvoreingenommen Einsichten der „neuen Kolonialgeschichte“, der „post-colonial-history“ sowie der allgemeinen Kultur- und Sozialgeschichte osziliert und völlig uneinheitlich ist.[1] Und dann brachte der Spiegel auch noch eine kurze Reportage über einen unbekleideten Japaner, der seinen wohlverdienten Ruhestand unter tropischer Inselsonne im Freien verbringt! Wegen all der schönen Assoziationen aus dem Bilderkreis von Sonnenbrand, Kokosnuss und dem Rilkeschen Imperativ: „Du musst dein Leben ändern“, sei hier noch einmal eine faszinierend-befremdliche Facette deutscher Kolonialgeschichte nacherzählt, die nur wegen der jüngst wieder intensiv diskutierten Zustimmung Bismarcks zum deutschem Kolonialerwerb möglich wurde. Und sich dann zwei Jahrzehnte nirgendwo anders als auf einer Insel der „Neulauenburggruppe“ ereignete und ihren wichtigsten Protagonisten mehrfach in das Bezirkskrankenhaus von „Herbertshöhe“ brachte! Detailliert beschrieben hat den einzigartigen (Kokos-)Holzweg in eine leuchtende Zukunft der Wuppertaler Dieter Klein.[2] Golf Dornseif, ein weiterer Kenner der Vita des Nürnberger Exzentrikers August Engelhardt, hat eine anregend illustrierte Beschreibung der kokovorischen Irrungen und Wirrungen Engelhardts verfaßt, die online nachzulesen ist.

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