Noch eine Nachricht ins Sommerloch gefällig?

Beim routinierten Bücherrücken in der ständig wachsenden Bibliothek der Otto-von-Bismarck-Stiftung im Friedrichsruher Dienstgebäude wandern derzeit Bestandsgruppen auf den Regalbrettern.

Ca. 5000 Bände umfasst die Fachbibliothek, deren Schwerpunkt auf Otto von Bismarck und seiner Zeit liegt. Historische Literatur aus dem 19. Jahrhundert bildet den Kern, dazu kommt die jeden Tag um neue Bände anwachsende Forschungsliteratur zur deutschen, europäischen und globalen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Wiederholt haben wir das Thema der historischen Denkmäler behandelt.

Auch und gerade im Falle Bismarcks drängen sich die Ambivalenzen der einstigen unkritischen Verehrung auf, die so gar nicht zu unseren postheroisch-pluralistischen Bewusstseinsständen passt. Statt Abriss plädieren wir hier traditionell für ein historisches sachliches „Einhegen“.

In der heutigen Ausgabe der „ZEIT“ vertritt aus aktuellem Anlass auch Josef Joffe diese Ansicht. Ein bemerkenswerter Artikel!

Geschrieben von  Dr. Ulf Morgenstern am Mittwoch, den 23. August 2017 um 12:26 Uhr

Das Sommerloch will gestopft sein, weshalb wir die Serie über „Bismarcks Sachsen“ wieder aufnehmen.

In loser Folge sind darin Bismarck-Bezüge in Sachsen oder unter den Sachsen gesammelt. Mal frappierend, mal erwartbar, in jedem Fall aber abseitig und teils skurril.

Der Anlass zu diesem Sammlungszugriff ist neben der Landsmannschaft des Verfassers dieser Einträge die ernst gemeinte Grundfrage, wie es zu der zeitgenössischen Bismarck-Verehrung in Sachsen kam, obwohl das kleine Königreich an der Elbe traditionell Probleme mit seinem nördlichen Nachbarn hatte und 1866 nur knapp der Annexion durch diesen entging.

Dennoch gab es in Dresden schon vor 1870 den ersten Bismarck-Platz. Dennoch wurden in Radebeul die Bismarck-Türme von Wilhelm Kreis ins Leben gerufen. Und dennoch wurden landauf, landab Denkmäler und Plaketten zu Ehren des Reichsgründers in die Landschaft geworfen.

Unsere Abbildung zeigt ein Beispiel aus Auerbach im Vogtland.

Welche Spuren sind heute von dieser brachialen, mitteldeutschen Integrationsrhetorik ins Kaiserreich noch vorhanden? Wie wird mit ihnen umgegangen? Wo werden sie wieder sichtbar gemacht? Und wo werden gar ganz neue erfunden?

Sie glauben, Letzteres gäbe es nicht? Die Sächsische Zeitung belehrt ihre Leser eines Besseren.

Geschrieben von  Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 18. August 2017 um 14:38 Uhr

Im Wintersemster 2017/18 ist die Otto-von-Bismarck-Stiftung an Lehrveranstaltungen an mehreren deutschen Universitäten beteiligt sein.

Mit den Neuzeit-Historikern in Bonn und Hamburg organisieren wir Veranstaltungen über das spannende Thema des Beschenkens von Politikern.

Die Hamburger Studierenden werden sich dem kulturgeschichtlichen Problem der Staats- und Privatgeschenke am Beispiel Bismarcks und den für diesen aufgetürmten Bergen von Geschenken widmen. Im Rahmen eines Public History Seminars werden sie vor allem mit Objekten aus dem Nachlass Bismarcks und dem Bismarck-Museum in Friedrichsruh arbeiten.

Ihre Bonner Kommilitonen werden sich bei den Kollegen in Rhöndorf mit den Geschenken für Konrad Adenauer beschäftigen. Auf gemeinsamen Workshops in Rhöndorf und Friedrichsruh sollen die „Kanzlergeschenke“ dann im Vergleich analysiert werden.

Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Schließlich lebten der erste Kanzler des Deutschen Reiches und der erste Kanzler der Bundesrepublik lange vor den heutigen Transparenz-Bewusstseinsständen und juristischen Regelungen bezüglich Vorteilsnahmen im Amt.

Eine weitere Beschäftigung mit Kanzler-Geschenken ist für spätere Semester angedacht. Ob dabei über Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut vielleicht bis zum Kanzleramt der Gegenwart vorgedrungen wird, warten wir ab. Eine satirische und hochgradig fiktive Beschäftigung mit der Frage, was denn eigentlich aus all den nicht immer geschmacks- und stilsicheren Geschenken wird, hält der unerschöpfliche Satire-Fundus bei YouTube jedenfalls schon bereit.

Ein anderes Thema wird im Wintersemester 2017/18 für Bamberger Studierende mit Interesse an der englischen (Kultur-)Geschichte des 19. Jahrhunderts vorgehalten. Dort wird im Januar 2018 die englischsprachige Ausstellung über Bismarck und Großbritannien gezeigt, die schon an vier englischen und schottischen Universitäten zu Gast war. Zuvor werden in lockerer Folge Bismarckfilmabende angeboten.

Und falls danach bei einem fränkischen Bier noch über den preußischen Junker diskutiert wird – vielleicht über Geschenke aus dem einstigen British Empire – würde das diesem sicher gefallen.

Geschrieben von  Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 21. Juli 2017 um 09:22 Uhr

Gestern würdigten an dem etwas krummen 73. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats die Spitzen der Politik in Berlin den mutigen Einsatz der Verschwörer des 20. Juli 1944.

Drei Jahre nach dem Versuch, das NS-Regime zu beseitigen, war dieses längst verschwunden. Deutschland lag in Trümmern, das Deutsche Reich war in den Exzessen der Nationalsozialisten untergegangen und die Siegermächte hatten jenes Land besetzt, das Europa verheert hatte.

Am 20. Juli 1947 schaute der 1933 ins Exil geangene Wirtschaftswissenschaftler und Kultursoziologe Wilhelm Röpke in einem klugen Text auf die Nachkriegsgegenwart und die ihr vorangegangene Zeitgeschichte.

Seine Analyse des Mitläufertums ist noch heute bestechend, seine Bereitschaft zur Versöhnung nötigt Respekt ab.

In seinen historischen Begründungen für das Versagen des Bürgertums greift er gelegentlich etwas zu kurz und manches gerät ihm auf dem später durch Sebastian Haffner berühmt gewordenen Weg von „Bismarck zu Hitler“ zur Teleologie.

Das macht aber überhaupt nichts, verdeutlicht man sich die konkrete Situation des Sommers 1947. Röpke, einer der Väter der sozialen Marktwirtschaft, spitzt hier Strukturen der Vergangenheit und Charakterieigenschaften verblichener Akteure bewusst zu. Nicht um zu diskreditieren, sondern um in Abgrenzung einen integrativen Weg in eine bessere Zukunft zu weisen.

Ein lesenswerter Text, den der Tagesspiegel ungekürzt noch einmal veröffentlicht. Herzlichen Dank!

Unter dem Titel „Auftakt zum Nationalstaat: Der Norddeutsche Bund 1867-1871“ ist seit 16. Juli eine Ausstellung im Bahnhofsgebäude der Otto-von-Bismarck-Stiftung zu sehen.

Zur Eröffnung hielt Prof. Dr. Christoph Nonn (Uni Düsseldorf) einen Vortrag. Er ordnete den Norddeutschen Bund in die deutsche Geschichte ein und stellte Bismarcks Rolle in den Kontext der Jahre vor der Reichsgründung. Am Ende blieb nicht viel übrig vom Mythos des schon 1867 auf eine deutsche Einheit zielenden Reichsgründers in spe.

Viele der knapp 100 Zuhörer eilten nach dem Vortrag vom Bismarck-Museum zum historischen Bahnhofsgebäude. Dort hatte die Deutsche Post mitten in der Sonderausstellung ein Sonderpostamt aufgebaut. Ausgegeben wurde die mit 3,20 Euro bewertete Sonderbriefmarke samt Sonderstempel auf Ersttagsblättern oder -briefen.

Austellungsmacher Dr. Maik Ohnezeit führte die Gäste durch die Ausstellung und verwies dabei auf den dazugehörigen Katalog. Als Band 6 der Reihe „Friedrichsruher Ausstellungen“ ist er für 10 Euro über den Online-Shop der Stiftung oder direkt in Friedrichsruh erhältlich.

Und zwar bis zum Ende der Ausstellung, die noch bis zum 14. Januar 2018 zu sehen ist. Der Eintritt ist wie immer frei!

Bis zur letzten Minute war das Wetter eine Zitterpartie, aber dann riss um 14.00 der Himmel auf und die leidigen Regenwolken der letzten Tage verzogen sich.

Mehr als 500 Besucher nahmen die ersehnte Besserung zum Anlass, das Sommerfest der Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh zu besuchen.

Bei Kuchen, Grillwürsten und Getränken und vor allem einem vielfältigen Programm wurde bis 18.00 gefeiert.

Die „SwingS“-Bigband sorgte für kräftige musikalische Begleitung und ein Kaiserpaar in historischer Gewandung samt zahlreichem Gefolge lieferte das passende Ambiente. Der Förderverein warb um neue Mitglieder und auf dem Bücherflohmarkt wurden viele Gäste fündig. Das Kinderprogramm hielt die Kleinsten auf Trapp und zum Schluss bekamen sogar die Herren hinter dem Grill noch ein Bier! Man könnte endlos weiter aufzählen, so schön die noch frischen Eindrücke des bisher größten Sommerfestes der Bismarck-Stiftung.

Wichtiger ist aber:

Wir danken allen Helfern, Sponsoren und natürlich auch allen Gästen, die diesen einmaligen Tag mit Tatkraft, Interesse und guter Laune möglich gemacht haben!

Die wenigen übrig gebliebenen Bratwürste werden in den nächsten Wochen „einer sachgemäßen Verwendung zugeführt“, und dabei planen wir schon mal das nächste Sommerfest im kommenden Jahr.

Kommen Sie dann unbedingt wieder, es war und wird wieder toll!

Geschrieben von  Dr. Ulf Morgenstern am Donnerstag, den 29. Juni 2017 um 08:03 Uhr

Eine neue Rezension unseres Tagungsbandes der Berliner Konferenz des Jahres 2015 ist heute bei HSozuKult erschienen.

Wer wissen möchte, was ein in Schottland lehrender deutscher Historiker über die Beiträge zum Thema „Bismarck und Europa“ aus den Federn von Historikern und Politikern hält, liest hier weiter.

Vielen Dank Frank Lorenz Müller!

Die Fingerabdrücke der Mitarbeiter dürften auf den ca. 8.000 Büchern bei Weitem überwiegen. Aber immer wieder wird die Bibliothek der Otto-von-Bismarck-Stiftung auch von Besuchern genutzt.

Darunter befinden sich neben Historikern und interessierten Laien auch Schüler, die sich mit Otto von Bismarck und dem Kaiserreich beschäftigen (müssen).

In diesem Jahr klopfen mehr Abiturienten als sonst bei uns an, was uns natürlich sehr freut.

Unser kleines Beweisfoto dieses erfreulichen Trends zeigt Mathilda Wegwerth (rechts) und Jan Rutke vom Gymnasium Wentorf – rein zufällig vor einem Regalausschnitt, der von Max Weber (oben links) und Hitler (oben ganz, ganz rechts) begrenzt wird.

Geschrieben von  Dr. Ulf Morgenstern am Freitag, den 02. Juni 2017 um 09:25 Uhr

In einer Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt kann man bestaunen, was nach Uromas Ableben noch immer achtlos auf den Sperrmüll wandert: Kunst- und Kunstgegenstände in der kitischig wirkenden Opulenz des 19. Jahrhunderts.

Die gezeigte Sammlung Ott bringt zahlreiche Objekte zusammen, deren Ästhetik zwischen Biedermeier und Historismus bei genauerer Betrachtung zu Unrecht nur als kitschig empfunden wird.

Natürlich, ein wenig Überwindung kostet es, die etwas süßlichen Figuren und Gegenstände zu betrachten. Aber:

Der postmoderne Blick auf das Farbe und Form gewordene 19. Jahrhundert lohnt, wie auch der Donaukurier schreibt. Daher raten wir: Auf nach Ingolstadt, noch bis zum 26. November 2017!