Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

Historische Szenen

2020 sind es 150 Jahre her, dass der Deutsch-Französische Krieg ausbrach. Mit einem Wandkalender erinnern wir an dieses für viele tragische Ereignis, das in die Erfüllung eines langen deutschen Traums – die Gründung des Deutschen Reichs – mündete. Jedes Kalenderblatt zeigt einen Druck, eine Lithografie oder ein Faksimile aus dem Bestand der Otto-von-Bismarck-Stiftung.

Unser Kalender zeigt im Juli „Die Deputation des Reichstags übergibt die Adresse im Schlosse zu Versailles am 18. Dezember“, Holzstich (Faksimile) nach einer Skizze von Fritz Schulz (1871), Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2494.

Am 18. Dezember 1870 empfing König Wilhelm I. im Schloss Versailles eine Abordnung des Reichstags des Norddeutschen Bundes unter Leitung des Reichstagspräsidenten Eduard Simson. Die Delegation bat im Namen des Parlaments den preußischen Monarchen, die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Diese Szene wird von dem Maler Friedrich „Fritz“ Schulz (um 1823 – 1875) wiedergegeben. Schulz war als Kriegszeichner Augenzeuge der Ereignisse in den „Einigungskriegen“ von 1864, 1866 und 1870/71. Neben Simson, ein Redemanuskript in den Händen haltend, und Wilhelm I. sind auf dem Holzstich die Parlamentsmitglieder, einige deutsche Fürsten sowie Helmuth von Moltke, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und Otto von Bismarck zu erkennen.

Simson war schon 1849 Mitglied der Deputation der deutschen Nationalversammlung gewesen, die König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Kaiserkrone angeboten hatte. Anders als sein Bruder, der damals die ihm angetragene Krone zurückgewiesen hatte, war Wilhelm I. bereit, trotz persönlicher Vorbehalte den Kaisertitel anzunehmen.

Sowohl der Reichstag als auch die Volksvertretungen der dem Norddeutschen Bund im Rahmen der Novemberverträge von 1870 beigetretenen süddeutschen Staaten waren am Reichsgründungsprozess aktiv beteiligt. So bedurften die Novemberverträge der Zustimmung der genannten Parlamente, zudem musste die Verfassung des Norddeutschen Bundes aufgrund dieser Entwicklung geändert werden, was der Reichstag des Norddeutschen Bundes am 10. Dezember 1870 mit großer Mehrheit billigte. Die parlamentarische Zustimmung zu den Novemberverträgen (lediglich der bayerische Landtag votierte mit zeitlicher Verzögerung für das Vertragswerk) war ein entscheidendes Moment für Wilhelm I., den Kaisertitel anzunehmen. Da im weiteren Verlauf die „Verfassung des Deutschen Bundes“ vom 1. Januar 1871 noch einmal angepasst werden musste, wurde am 16. April die „Verfassung des Deutschen Reiches“ verkündet, die mehrheitlich vom Reichstag des neugegründeten Deutschen Reiches angenommen wurde.

Unser Kalender zeigt im Juni den Holzstich (Faksimile) „Moltke vor Paris“ nach einem Gemälde von Anton von Werner (1896), Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2493.

Nach dem Sieg von Sedan und der Gefangennahme Napoleons III. glaubten die Deutschen, der Feldzug sei entschieden. Doch am 4. September 1870 wurde in Paris die III. Republik ausgerufen, und die neue republikanische Regierung setzte den Krieg fort. Im weiteren Verlauf des Feldzuges näherten sich deutsche Truppen Paris, das vom 17. bis zum 19. September eingeschlossen wurde. Eine bis in den Januar 1871 währende Belagerung der durch starke Befestigungen gut geschützten französischen Hauptstadt begann.

Naturgemäß rückten Maler und Zeichner auch führende Militärs in den Mittelpunkt ihrer Darstellungen. Der abgebildete Holzstich entstand nach einem 1873 von Anton von Werner gefertigten Gemälde. Auftraggeber war der Schleswig-Holsteinische Kunstverein zu Kiel, heute ist es in der Kieler Kunsthalle zu sehen. Vorbild war das Gemälde „Napoleon III. bei Solferino“ von Ernest Meissonier. Der Stich zeigt auf der linken Bildhälfte auf einer Anhöhe den Chef des Großen Generalstabs Helmuth von Moltke zu Pferde mit seinem Gefolge am 19. September 1870 vor Paris. Während Moltke aufrecht im Sattel sitzend auf das vor ihm liegende Terrain blickt, sind seine Mitarbeiter mit Gesprächen und dem Kartenstudium beschäftigt. General von Podbielski blickt zu Moltke auf und weist diesen auf etwas hin. Unterhalb des ausgestreckten Arms des Generals ist die Kuppel des Pariser Invalidendoms schemenhaft abgebildet. Die im Hintergrund sichtbaren Häuserreihen gehören zu den Ortschaften Sceaux und Chatenay. Im Vordergrund links macht ein Soldat aus einer Gruppe von Kriegern, die einen verlassenen französischen Lagerplatz durchstöbert, seine Kameraden auf Moltke aufmerksam. Auf der rechten Bildseite marschieren preußische Truppen auf einer Straße in Richtung Paris, die dem siegreichen Feldherrn zujubeln, was dessen Popularität unterstreicht. Am rechten Bildrand montieren Soldaten einen Telegraphenmast.

Der Holzstich vermittelt durch die herausgehobene Darstellung des in seine Arbeit vertieften und durch Helmuth von Moltke personifizierten Generalstabs dessen Position als maßgebliche und aktive Befehlszentrale des deutschen Heeres. Verstärkt wird diese Wahrnehmung durch die Errichtung des Telegraphenmastes, der auf die Nutzung moderner Kommunikationsmittel durch die preußisch-deutsche Militärführung verweist. Dass nicht nur preußische, sondern auch süddeutsche Soldaten auf dem Bild ihren Platz haben, belegt den gesamtdeutschen Charakter des Feldzuges. Der vermittelte Eindruck, Moltke habe am 19. September die militärischen Operationen zur Einschließung von Paris unmittelbar geleitet, ist unzutreffend, auch wenn er sich einige Tage nach der vollzogenen Blockade auf der betreffenden Anhöhe aufgehalten hatte.

Unser Kalender zeigt im Mai den Druck „Napoleon III. und Bismarck am Morgen nach der Schlacht von Sedan“ nach einem verschollenen Gemälde von Wilhelm Camphausen (1878), Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 688.

Nachdem die Kapitulationsverhandlungen im Schloss Bellevue abgebrochen wurden und die französischen Bevollmächtigten nach Sedan zurückgekehrt waren, machte sich Kaiser Napoleon III., der mit seinen Truppen in Sedan eingeschlossen worden war, am frühen Morgen des 2. Septembers 1870 unter Begleitung einiger Adjutanten in einer Kutsche auf den Weg nach Donchery.

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Unser Kalender zeigt für den April den Druck „Die Kapitulation von Sedan. Die Verhandlungen in Donchery vom 1. zum 2. September 1870“, nach einer Farbskizze Anton von Werners (um 1895), Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 689.

Nach dem Sieg der deutschen Truppen in der größten Schlacht dieses Krieges bei Gravelotte am 18. August 1870 zogen sich starke französische Verbände in die Festung Metz zurück. Zwei französische Armeen scheiterten nahe der Grenze zu Belgien mit dem Versuch, die Eingeschlossenen zu entsetzen. Der 3. und der 4. Armee gelang es in der Folge, rund 130.000 auf Metz vorrückende französische Soldaten bei Sedan einzukesseln. Die Schlacht von Sedan am 1./2. September 1870 endete mit einer vollständigen Niederlage der Franzosen.

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Unser Kalender zeigt für den März das Gemälde „MARS-LA-TOUR den 16. August 1870“, gemalt von Emil Hünten, Öl auf Leinwand, aus dem Jahr 1878, zu sehen im Bismarck-Museum Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 041.

Nach den ersten, unter hohen Verlusten errungenen deutschen Erfolgen bei Weißenburg, Wörth und den Spicherer Höhen gelang der 2. Armee unter dem Kommando des Prinzen Karl Friedrich von Preußen am 16. August 1870 in der Schlacht bei Mars-la-Tour / Vionville (auch Schlacht von Rezonville) ein erster entscheidender Sieg über das französische Heer. Im Verlauf der Schlacht wurden Einheiten der preußischen Garde-Kavallerie-Division zur Unterstützung bedrängter Infanterie mehrfach in den Kampf geworfen. Die Angriffe der Kavalleristen an verschiedenen Punkten des Geschehens brachten die französischen Truppen zum Stehen, dabei erlitten sie jedoch hohe Verluste. Beispielhaft erwähnt sei hier der „Todesritt der Brigade Bredow“, eine blutige Attacke der 12. Kavallerie-Brigade unter dem Befehl von Adalbert von Bredow.

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