Das besondere Exponat
Objekte aus der Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung
Die politische Laufbahn Otto von Bismarcks schien mit seinem unfreiwilligen Entlassungsgesuch und der Annahme desselben durch Wilhelm II. am 20. März 1890[1] eigentlich beendet. 28 Jahre lang hatte der „Reichsgründer“ seine Machtposition an der Spitze – erst Preußens und später des Deutsches Kaiserreiches – behaupten können, musste sich dem jungen Kaiser im Kampf um diese jedoch geschlagen geben.[2]
Bismarck zog sich endgültig nach Friedrichsruh zurück, kommentierte und kritisierte – vor allem – über die ihm eine Plattform bietende Zeitung „Hamburger Nachrichten“ die Politik der Reichsregierung und blieb auch durch anderweitige Tätigkeiten, wie beispielsweise dem Halten von diversen Reden, im Blickfeld der Öffentlichkeit.[3] Die Popularität des ehemaligen Reichskanzlers war ungebrochen und wuchs sogar noch weiter, was seine früheren Widersacher – besonders Wilhelm II. – beunruhigte. Zu dieser Nervosität trug auch die Wahl Otto von Bismarcks zum Reichstagsabgeordneten Ende April 1891 bei. Obwohl er es zur Bedingung machte, bei einem möglichen Wahlsieg nicht im Reichstag erscheinen zu müssen, war die Furcht vor genau diesem Fall in der Regierung enorm[4].
Dass Bismarck trotz seiner Entlassung nicht nur im deutschen Kaiserreich präsent war, sondern auch international weiterhin ein Thema blieb, zeigt die Karikatur „Bismarck Redivivus“ der amerikanischen Zeitung „The Denver Republican“. Ein Leser des Blattes hatte die Karikatur ausgeschnitten und an den „Reichsgründer“ geschickt, um ihm die angeblich in seinem Umfeld vorherrschende Meinung über Kaiser und Kanzler zu verdeutlichen. Da jedoch nur die Karikatur ohne den dazugehörigen Artikel vorliegt, kann über das Motiv der Veröffentlichung am 10. Mai 1891 nur spekuliert werden. Die Entscheidung zur Wahl Bismarcks in den Reichstag fiel am 30. April 1891[5] und kann daher als wahrscheinlicher Grund gelten.
Auf den ersten Blick sind die Verse scheinbar nur durch den kunstvoll gedruckten Rahmen und die prachtvolle Gestaltung der Initiale von den anderen Dichtungen zu unterscheiden. Denn Gedichte zu Ehren Otto von Bismarcks gibt es unzählige.
So widmete beispielsweise der „Kladderadatsch“ dem „besten Deutschen“ schon 1894 einen Band mit einer Sammlung aller bis zu diesem Zeitpunkt in der Zeitschrift erschienenen Gedichte über Bismarck.[1]
In dem hier vorliegenden lyrischen Werk – Fürst Bismarck. – schildert uns der Autor in 18 Strophen eindrücklich die erst durch Bismarck ermöglichte Reichseinigung anhand der „Germania“, der Personifikation Deutschlands. Diese wird von dem „Gottgesandten“ Otto von Bismarck zu neuer Stärke geführt, woraufhin sie schließlich dem „Helden“ Wilhelm die Kaiserkrone überreichen kann. Doch auch diese Darstellung ist kein Alleinstellungsmerkmal und in ähnlicher Form in anderen Gedichten zu finden. Unterschrieben ist das Gedicht mit dem Namen „Richard von Volkmann-Leander“. Wer aber war dieser Mann?
Aus dem Begleitschreiben des Gedichts, verfasst von seiner Frau Anna von Volkmann (geb. v. Schlechtendal) am 5. März 1891, geht hervor, dass der Name ihres Mannes dem Fürsten Otto von Bismarck möglicherweise nicht unbekannt geblieben sei. Allerdings nicht in Verbindung mit Poesie, sondern mit Chirurgie. Nach einem Blick in den Artikel über Richard von Volkmann in der „Deutschen Biographie“[2] wird klar, dass er einer der renommiertesten Chirurgen des 19. Jahrhunderts gewesen ist. So war er ab März 1867 als ordentlicher Professor an der chirurgischen Universitätsklinik in Halle tätig und wurde zu diesem Zeitpunkt auch dessen Direktor. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und der Einsatz, beziehungsweise die Verbreitung der „listerschen Methode“[3] trugen maßgeblichen Anteil an seinem Weltruf als für die Medizin – speziell für die Orthopädie – wegweisenden Chirurgen.[4]
Die zweite Begabung des Richard von Volkmann-Leander war die Dichtkunst, welcher er schon als Student nachging. Die Veröffentlichung „Lieder aus der Burschenzeit“ ist zum Beispiel ein Resultat aus dieser Frühphase seines Schaffens.[5]
Text: Christian Wächter
Knapp 9.000 Kilometer trennen Deutschland von der wunderschönen kleinen Insel Miyako-jima, im Ostchinesischen Meer – deutlich näher zu Taiwan gelegen als an das eigene japanische Mutterland. Wer das Glück hat, einmal das subtropisch-tropische Eiland der Präfektur Okinawa zu besuchen, wird sich nicht nur an den puderzuckerweißen Stränden, den bunten Korallenriffen oder der exotisch anmutenden Vegetation erfreuen. Man wird auch nicht schlecht staunen, wenn man im Hafen der Ortschaft Hirara plötzlich vor einer Gedenkstele Kaiser Wilhelms I. steht, oder bei Ueno eine mittelalterliche Burg sowie Fachwerkhäuser inmitten des Themenparks „Deutsches Kulturdorf Ueno“ erblickt – genau an der Gerhard-Schröder-Straße.
Womit haben wir es hier also genau zu tun? Und warum lassen sich ausgerechnet auf dieser kleinen pazifischen Insel Bezüge zu Deutschland finden, die vom Kaiserreich bis in die Berliner Republik reichen?