Das besondere Exponat
Objekte aus der Sammlung der Otto-von-Bismarck-Stiftung
Nach dem Sieg der deutschen Truppen und der Gefangennahme Kaiser Napoleons III. bei Sedan sowie der folgenden Errichtung der Republik in Frankreich zogen sich die Kämpfe weiter hin, denn auch die provisorische Regierung der Republik setzte den Waffengang weiter fort. Doch ihr gelang es trotz aller militärischen und diplomatischen Anstrengungen nicht, das Kriegsglück zu wenden. Mitte September 1870 wurde die französische Hauptstadt sogar von den deutschen Streitkräften eingeschlossen. Erste Unterhandlungen zwischen dem neuen französischen Außenminister Jules Favre mit Otto von Bismarck über einen Waffenstillstand scheiterten. Während die Deutschen Paris belagerten, eröffnete der Bundeskanzler Verhandlungen mit Vertretern Badens, Württembergs, Hessen-Darmstadts sowie Bayerns über einen Beitritt dieser Staaten zum Norddeutschen Bund. Mit den sogenannten Novemberverträgen vom 15. (Baden und Hessen), 23. (Bayern) und 25. November (Württemberg) wurde dieser vollzogen – der entscheidende Schritt hin zum gesamtdeutschen Nationalstaat war getan.
Weiterlesen
Nach dem Sieg der deutschen Truppen in der größten Schlacht dieses Krieges bei Gravelotte am 18. August 1870 zogen sich starke französische Verbände in die Festung Metz zurück. Zwei französische Armeen scheiterten nahe der Grenze zu Belgien mit dem Versuch, die Eingeschlossenen zu entsetzen. Der 3. und der 4. deutschen Armee gelang es in der Folge, rund 130.000 auf Metz vorrückende französische Soldaten bei Sedan einzukesseln. Was die Deutschen noch nicht wussten: Unter den Eingeschlossenen befand sich auch Kaiser Napoleon III. Die Schlacht von Sedan am 1./2. September 1870 endete schließlich mit einer vollständigen Niederlage der Franzosen.
Der hier gezeigte kolorierte Druck entstammt einer Bildermappe der Verlage Gustav Weise (Stuttgart) und Paul Bette (Berlin) mit dem Titel „Der Krieg in Bildern“. Er zeigt eine Szene aus der letzten Phase der Schlacht um die Festung Sedan am 1. September 1870, und zwar den Ritt des französischen Parlamentärs General Graf André Charles Victor Reille (1815 – 1887) auf dem Weg zu König Wilhelm I. von Preußen, um ihm einen Brief Napoleons III. zu übergeben. Reille war seit 1860 Generaladjutant des Kaisers und ist in französischer Offiziersuniform mit dem dazu gehörigen goldumrandeten Käppi dargestellt. Er trägt in seiner Rechten eine Lanze, an deren Ende eine weiße Fahne, das Zeichen des Parlamentärs, gebunden ist. Neben dem Rappen des französischen Generals reitet ein Kavallerist auf einem Schimmel, der sich durch Uniform und Tschapka, die typische Kopfbedeckung der Ulanen, als preußischer Lanzenreiter identifizieren lässt. Er scheint den gegnerischen General in das preußische Lager zu geleiten.
Nach dem Sturz der spanischen Königin Isabella II. im September 1868 begann die neue Regierung umgehend mit der Suche nach einem neuen Herrscher für den vakanten Thron. Die unter Geheimhaltung erfolgten, zunächst aber stockenden Sondierungen führten schließlich im Februar 1870 zu einem erneuten Angebot der Regierung in Madrid an den katholischen, mit einer portugiesischen Prinzessin verheirateten Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, sich um die spanische Krone zu bewerben. Leopold besaß enge verwandtschaftliche Beziehungen zu Napoleon III. und sein Bruder Karl war mit Billigung des französischen Kaisers 1866 zum Fürsten von Rumänien erhoben worden. Somit erschien er der spanischen Regierung als geeigneter Kandidat. Napoleons Plazet sollte eingeholt werden, sobald Leopold sich zur Annahme der spanischen Krone bereit erklärt hatte.