Was die „Kaiserproklamation“ mit einer Dreschdiele verbindet – der Tag des offenen Denkmals in Friedrichsruh

Die Räume des Landhauses wurden in den vergangenen 135 Jahren mehrmals umgebaut und umgenutzt.

Eine Dreschdiele, ein stilistisch flexibler Architekt und Hexenverfolgungen auf schleswig-holsteinischen Gütern – das Programm am Tag des offenen Denkmals bot in Friedrichsruh Erstaunliches und Informatives.

Bundesweit fand dieser Tag am vergangenen Sonntag unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ statt. Wir haben zum ersten Mal aus diesem Anlass in das Museum, das Mausoleum und den Historischen Bahnhof eingeladen und die Baugeschichte(n) in den Mittelpunkt gestellt.

Das Programm begann mit drei Kurzführungen vor und im Bismarck-Museum. Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Prof. Dr. Sabine Mangold-Will erzählte, wie Otto von Bismarck das Gebäude 1889 als Landhaus hatte bauen lassen – als Gastwirtschaft mit Zimmervermietung und landwirtschaftlichem Nebenerwerb. Und so hängt heute das berühmte Gemälde „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches (18. Januar 1871)“ des Malers Anton von Werner dort, wo sich einst eine Dreschdiele sowie links und rechts Pferde- und Kuhstall befanden.

Sabine Mangold-Will bot in ihren Kurzführungen einen kompakten Einblick in die Geschichte des Landhauses.

Am frühen Nachmittag versammelten sich zahlreiche Gäste, um mit unserem Museumspädagogen Dr. Maik Ohnezeit die Baugeschichte des Bismarck-Mausoleums zu erkunden. Der Architekt Ferdinand Schorbach hatte zunächst für Bismarcks Geburtsort Schönhausen eine Grabkapelle entworfen, die er dann auf Wunsch der Familie für Friedrichsruh umplante. Schorbach behielt das Budget im Auge und orientierte sich schließlich – wenig ortsgemäß – an der Formensprache der rheinischen Romanik.

Der Turm des Bismarck-Mausoleums ist im oberen Bereich achteckig ausgestaltet und nimmt damit Bezug auf frühmittelalterliche Kirchenbauten.

Dr. Maik Ohnezeit berichtete, dass Bismarck selbst den Ort seiner letzten Ruhestätte ausgesucht hatte.

Vor der Nachmittagsveranstaltung im Historischen Bahnhof bot das Kaffee- und Kuchen-Buffet die Gelegenheit zur entspannten Pause an diesem letzten schönen Sommertag. Im Vortragsraum begrüßten dann Norbert Brackmann, Vorstandvorsitzender der Stiftung, und Dr. Pauline Puppel, Vorsitzende des Fördervereins, unseren langjährigen Kollegen Dr. Ulf Morgenstern als neuen Geschäftsführer.

Dr. Deert Lafrenz, Referent und Autor des Bandes „Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein“

In dem Vortrag wurde anschließend ein kurzweiliger Überblick über die Baugeschichte der schleswig-holsteinischen Gutshöfe und Herrenhäuser vermittelt. Dr. Deert Lafrenz, bis zu seiner Pensionierung am Landesamt für Denkmalpflege in Kiel u.a. als Dezernent für praktische Denkmalpflege tätig, verband diese Baugeschichte mit politischen wie persönlichen Ereignissen der vergangenen Jahrhunderte. Dazu gehörten Kriege ebenso wie vergiftete Gutsherren und Hexenverbrennungen. Das Programm des Tages wurde im Anschluss mit einem Empfang im Park des Historischen Bahnhofs abgerundet.

Knut Suhk, Bürgermeister der Gemeinde Aumühle (l.), und Norbert Brackmann, Vorstandsvorsitzender unserer Stiftung, nutzten den Empfang für einen kurzen Plausch.

Am Abend haben wir uns als Team der Otto-von-Bismarck-Stiftung gefreut, mit schätzungsweise 400 gut gelaunten Gästen eine sehr positive Bilanz des Tages ziehen zu können – und den Kuchenpavillon haben wir rechtzeitig vor den ersten Regentropfen abgebaut.