„Fotografische Wanderungen“ durch die Altmark – Ausstellung in Salzwedel

Die Kinder der Familien Wande und Springguth im Sandkasten, 2. April 1926. Das Bild ist in der Ausstellung „Altmark, Wendland, Heide“ zu sehen (alle Fotos auf dieser Seite: © Sammlung Albert Wande / Danneil-Museum Salzwedel).

In seiner Freizeit tauschte Albert Wande (1862 – 1936) den Alkohol gegen Fotochemikalien, denn der Salzwedeler Brennereibesitzer ging einem nicht alltäglichen und durchaus beschwerlichen Hobby nach: Er fotografierte. Das Johann-Friedrich-Danneil-Museum in Salzwedel, das seinen fotografischen Nachlass verwahrt, zeigt nun in einer Sonderausstellung bis zum 14. Mai 2023 eine Auswahl seiner Aufnahmen.

Albert Wende fertigte seine Bilder – für die anspruchsvolle Fotografie technisch auf der Höhe seiner Zeit – mit einer Plattenkamera an. Die Fotoplatten bestanden aus Glas, das mit einer fotochemischen Emulsion beschichtet wurde. Diese Glasplatten mussten, vor Licht geschützt, für jede Aufnahme einzeln in die Kamera geschoben werden. Die Fotoausrüstung, mit der Albert Wande in der Altmark, im Wendland und in der Heide arbeitete, dürfte also einiges gewogen haben. Dennoch schuf er ein umfangreiches Werk aus Momentaufnahmen der Natur, von Dörfer und Menschen.

Albert Wande mit Fotostativ, undatiert

Aus den 2500 Glas-Negativen, die sich im Archiv des Museums befinden, wurden 75 ausgewählt und abgezogen, weitere 300 Aufnahmen sind in digitaler Form zu sehen, wie der Leiter des Museums Ulrich Kalmbach berichtet. Die Zuordnung sei dabei kein Problem gewesen, denn Albert Wande habe zu jeder Aufnahme „taggenaue“ Notizen angefertigt.

Die Abzüge bezaubern sofort nicht nur durch die Motive, bei denen das Landleben am Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt steht. Auch technisch ist es dem Museum gelungen zu zeigen, was gut erhaltene Glasnegative auch noch über ein Jahrhundert nach ihrer Belichtung zu leisten vermögen: Die feinkörnigen Abzüge sind gestochen scharf.

Die meisten Aufnahmen aus der Altmark fertigte Albert Wande in der Nähe seines Heimatortes Salzwedel an. Nach Auskunft von Ulrich Kalmbach findet sich in dem Fundus kein Bild aus dem altmärkischen Schönhausen, wo Otto von Bismarck geboren wurde und den Gutsbesitz seines Vaters geerbt hatte. Dieser Gutsbesitz war aber vielleicht ein Grund dafür, dass Bismarck 1865 den preußischen König Wilhelm I. nach Salzwedel begleitete. Auf dem Programm stand der Besuch der kulturhistorischen Ausstellung des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie, aus der sich das heutige Museum entwickelte. Ob der damals dreijährige Albert Wande von seinen Eltern zum Empfang des hohen Besuchs durch die Bevölkerung auf den Straßen von Salzwedel mitgenommen wurde, ist nicht überliefert. Sicher aber ist, dass der Altmärker Otto von Bismarck ein Jahr später, 1866, zum Ehrenmitglied des – heute noch aktiven – Geschichtsvereins ernannt wurde.

„Altmark, Wendland, Heide“. Albert Wande (1862-1936) – Fotografische Wanderungen
Sonderausstellung im Johann-Friedrich-Danneil-Museum, zu sehen bis zum 14. Mai 2023
An der Marienkirche 3, 29410 Hansestadt Salzwedel

 

Ortsrand des altmärkischen Dorfes Barnebeck mit Ziehbrunnen und Teich, 9. September 1902

Ausflug zum Großsteingrab bei Lüdelsen, 23. Juli 1896

Hirtenjunge mit einer Herde Heidschnucken in der Nähe von Hetendorf (Lüneburger Heide), 16. Mai 1910