Die Bille – Neuerscheinung erzählt von dem Fluss und seinen Anwohnern

„Kleinod an der Bille: Das Schloss Reinbek auf dem linken Ufer bezaubert mit italienischem Charme“, schreibt Michael Seufert in dem Band „Hamburgs unbekannte Schöne. Die Bille“ (Foto: © Michael Zapf)

Otto von Bismarck hatte es eilig und nun das: Seine Doggen, die neben seiner Kutsche liefen, erspähten ein Reh und setzten diesem nach. Damit war es nicht mehr pünktlich zur Auktion zu schaffen. Und so musste der Reichskanzler im April 1874 sein Vorhaben aufgeben, im einige Kilometer von Friedrichsruh entfernten Reinbek Schlossbesitzer zu werden.

Diese Anekdote gehört zu den vielen Geschichten, die in dem neu erschienenen Band „Hamburgs unbekannte Schöne. Die Bille“ erzählt werden. Die Autoren, der Schriftsteller und Publizist Michael Seufert und der Fotograf Michael Zapf, haben den Fluss von seiner Quelle bei Lienau bis zur Mündung in die Elbe erkundet und auf schönen Bildern festgehalten. Unterwegs stießen sie auf die Spuren historischer Ereignisse und prachtvolle Villen wohlhabender Hamburger, auf unsere beiden Ausstellungen im Bismarck-Museum und im Historischen Bahnhof Friedrichsruh, die Sammlung des Wentorfer Woods Art Institute und die Wasserkunst auf der Elbinsel Kaltehofe. Die kurzweilige Lektüre lädt ein zu Begegnungen, etwa mit dem Ritter von Scharpenberg, einigen dänischen Königen, dem Hamburger Reeder Albert Ballin, dem englischen Ingenieur William Lindley und Max Schmeling, der sich 1937/38 in Friedrichsruh auf einen wichtigen Boxkampf vorbereitete.

Der reich bebilderte Band stellt auch das mit originalem Mobiliar nachempfundene Arbeitszimmer Otto von Bismarcks im Bismarck-Museum Friedrichsruh vor. (Foto: Michael Zapf)

Das Reinbeker Schloss, das ungefähr in der Mitte zwischen Quelle und Mündung liegt, fand im April 1874 trotz des Nichterscheinens Otto von Bismarcks einen Abnehmer: den Reinbeker Amtsvorsteher. Dieser verkaufte es allerdings schon ein Jahr später, so ist es in diesem Band nachzulesen, an den Gastronomen Heinrich Specht. Dass dieser nach einer Immobilie Ausschau hielt, in der er ein Hotel eröffnen konnte, hatte einen Grund: Bismarck hatte ihm in Friedrichsruh das Hotel „Frascati“ abgekauft. Specht betrieb es zwar als Pächter weiter, aber es war kein Geheimnis, dass Bismarck ein repräsentatives Domizil suchte und das „Frascati“ dafür in Betracht kam. Und tatsächlich kündigte er wenig später den Pachtvertrag und ließ das Haus 1878/79 zum Wohnsitz umbauen. Das Reinbeker Schloss wurde nach seiner Nutzung als Hotel weiterverkauft, heute ist das Kulturzentrum der Stadt in seinem Räumen zu Hause.

Michael Seufert / Michael Zapf
Hamburgs unbekannte Schöne. Die Bille
Hamburg 2022