Kalenderblatt: Königliche Kapelle in Versailles

Königliche Kapelle des Schlosses Versailles. Kolorierter Stahlstich von Letitia Byrne (1779 – 1849), wohl nach einem Bild von Augustus Charles Pugin (1762 – 1832), Großbritannien, 1829, Papier (© Otto-von-Bismarck-Stiftung, Inventar-Nr.: ZSg 2730)

Als letztes Bauprojekt des Schlossensembles in Versailles gab Ludwig XIV. (1638 – 1715) nicht zufällig eine Kirche in Auftrag. Der Sonnenkönig hatte in den Jahren zuvor versucht, im Sinne des Mottos „ein Gott, ein Glaube, ein König“ die konfessionelle – katholische – Einheit seines Landes wiederherzustellen. Daher hatte er am 18. Oktober 1685 das Edikt von Fontainebleau erlassen und damit die Religionsfreiheit der reformierten Protestanten („Hugenotten“) widerrufen.

König Heinrich IV. (1553 – 1610), sein Großvater, hatte diese Religionsfreiheit 1598 gewährt, um die insgesamt mehr als dreißig Jahre andauernden Religionsbürgerkriege zu beenden. Ludwig XIV. aber, der sich die Durchsetzung eines absolutistischen Zentralstaates zum politischen Ziel gesetzt hatte, erließ nach seiner Krönung mit Unterstützung der katholischen Kirche zunächst Gesetze, die die reformierten Protestanten diskriminierten; 1695 verbot er ihre Religion schließlich vollständig. Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass daraufhin 150.000 Menschen Frankreich verließen; sie wanderten unter anderem nach Amerika, Südafrika, England, in die Schweiz und in die deutschen Länder aus. Als erfahrene Bauern- und Handwerkerfamilien waren sie oftmals willkommen.

Vier Jahre nach dem Edikt von Fontainebleau begannen die Planungen für die Kapelle in Versailles, ein sinnbildlicher Schlussstein des königlichen Machtaufbaus, der die Kirche integriert hatte. Da es an finanziellen Mitteln fehlte, wurden die Arbeiten an dem barocken, mit gotischen Elementen versehenen Bau jedoch erst 1699 aufgenommen, die Ausschmückung des Kapelleninneren wurde 1715 – fünf Jahr nach der Einweihung und kurz nach dem Tod Ludwigs XIV. – beendet. Gewidmet wurde die Kapelle König Ludwig IX. (1214 – 1270), dem Heiligen Ludwig, der während seiner Regierungszeit in Frankreich wichtige Reformen durchgesetzt und zwei Kreuzzüge angeführt hatte sowie Schutzpatron des Königshauses war.

Heute ist die Schlosskapelle Bestandteil des Versailler Museumskomplexes. Die Plätze auf der Empore, die für Mitglieder der königlichen Familie sowie hochrangige Höflinge reserviert waren, dürfen ebenso wie der untere Kirchenraum aber nicht betreten werden, erlaubt ist nur ein Blick durch die geöffneten Türen.


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