Zum Anbeißen: Bismarck als Schaumgebäck
Geschrieben von Dr. Ulf Morgenstern am Montag, den 18. Juli 2016 um 10:23 Uhr
Es gibt sie noch, die guten alten Konditoreien aus der Zeit vor Donoughts und Bagles. Eine davon befindet sich in der Hellbrookstraße 61 in Hamburg Barmbek. Der Laden ist eine Institution, die mit der Zeit geht. Davon zeugt der gepflegte Online-Shop.
Wer allerdings nur dort einkauft, verpasst einen Sprung in die politische Kulturgeschichte. Im Ladengeschäft gibt es nämlich eine Wand mit gebackenen Miniaturen aus der Hamburger Geschichte. Und zu denen gehören neben dem Michel und dem Rathaus auch der auf das „Hummel, Hummel“ der Straßenkinder „Mors, Mors!“ [1] anwortende Wasserträger und – na? – klar: Bismarck! Der Kanzler im Profil, eingrahmt von Allegorien aus der Tier- und Pflanzenwelt, eine kulinarische Profanisierung des Heldenkults von ehedem.
Ob 2016 noch jeder, der zwischen Brötchen und Baiser den Blick schweifen lässt, den einstmal ikonischen Glatzkopf erkennt, ist natürlich eine andere Frage. Funktioniert hat die Assoziation bei Frank Fischer, dem herzlich für diese Zuschrift zu danken ist.
[1] Joachim W. Franck, Hummel, in: Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hrsg.), Hamburgische Biografie Bd. 3, Göttingen 2006, S. 176f
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