Der lange Weg zum Frieden – Hamburger Bismarck-Vortrag 2025 von Prof. Dr. Jörn Leonhard

Das Gemälde zeigt eine Schlachtenszene aus dem Deutsch-Franzöischen Krieg 1870/71

Reitergefecht bei Mars-la-Tour, Gemälde von Emil Hünten (1827 – 1902), Öl/Leinwand, 1878 (Bismarck-Museum Friedrichsruh / Fotograf: Jürgen Hollweg)

Unvorhersehbare Dynamiken, Ressourcenmangel oder Desillusionierung: Zahlreiche Faktoren bestimmen den Verlauf eines Krieges und seine Beendigung. Kein einzelner Akteur allein kann sie steuern, insbesondere dann nicht, wenn ihm der Wille zum Frieden fehlt. Diese Feststellung galt und gilt für Napoleon und Hitler ebenso wie für Putin, wie beim diesjährigen Hamburger Bismarck-Vortrag deutlich wurde. Der Historiker Prof. Dr. Jörn Leonhard (Universität Freiburg) stellte in der vollbesetzten Bibliothek des Warburg-Hauses in der vergangenen Woche als „Denkanstöße“ zehn Thesen „Über Kriege und wie man sie beendet“ vor.

Der Referent des Abends steht kurz vo dem Vortrag in der Bibliothek.

Prof. Dr. Jörn Leonhard

Prof. Dr. Leonhard ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Otto-von-Bismarck-Stiftung. Im vergangenen Jahr ist er für seine Forschungsleistungen mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet worden und hat den Band „Über Kriege und wie man sie beendet“ publiziert.

Der Vortrag begann mit der Feststellung, dass es meist die Kriegsanfänge sind, die ihren Weg in das kollektive Gedächtnis finden. Prof. Dr. Leonhard definierte an den Beispielen zugleich den historischen Raum, in dem sich seine Betrachtungen bewegten: Europa in der Zeit vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine 2022. Damit verbunden waren Problematisierungen einzelner Aspekte des internationalen Völkerrechts. Zwei Prämissen seien allerdings in ihrer Allgemeingültigkeit unangefochten: Der Freihandel diene grundsätzlich dem Erhalt des Friedens zwischen den Staaten und zwei demokratische Republiken führten keine Kriege gegeneinander.

Deutlich wurde im Fazit, dass Niederlagen und Siege keine eindeutigen Kategorien sind und ein Kriegsende – durch einen Waffenstillstand, ein Friedensabkommen – nicht identisch mit dem Frieden ist. „Frieden ist kein Moment“, sagte Prof. Dr. Leonhard, „sondern ein Prozess, der gestaltet werden muss.“

Leonhard, Jörn
Über Kriege und wie man sie beendet
Zehn Thesen
München 2023


Zu den Gästen der Veranstaltung zählten auch die Mitglieder unseres Wissenschaftlichen Beirats, die sich am Nachmittag zur jährlichen Beratung getroffen hatten. V.l.n.r.: (vorne) Norbert Brackmann, Vorstandsvorsitzender der Otto-von-Bismarck-Stiftung, PD Dr. Karina Urbach, Prof. Dr. Sabine Mangold-Will, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung, Dr. Ulf Morgenstern, Geschäftsführer und Mitglied im Vorstand; (2. Reihe) Prof. Dr. Gisela Mettele, Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Prof. Dr. Jörn Leonhard, Prof. Dr. Hans-Christof Kraus; (hintere Reihe) Prof. Dr. Carsten Burhop, Dr. Daniel Stienen, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung, Prof. Dr. Holger Afflerbach, Luisa Götz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung, Prof. Dr. Ute Planert, Prof. Dr. Ulrich Lappenküper


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