Am historischen Jahrestag der Berliner Afrika-Konferenz 1884/1885: Stiftung stellt gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ihren Tagungsband vor

Das Auswärtige Amt zeigt in seinem Foyer derzeit die originale General-Akte, die die Teilnehmerstaaten als Abschlussdokument der Afrika-Konferenz im Februar 1885 unterzeichneten.

Vor 140 Jahren, am 26. Februar 1885, ging in Berlin die Afrika-Konferenz zu Ende, zu der Otto von Bismarck weitere 13 Mächte eingeladen hatte. An diesem historischen Jahrestag haben wir zusammen mit dem Auswärtigen Amt in Berlin unseren Tagungsband „Die Berliner Afrika-Konferenz 1884/85. Impulse zu einem umstrittenen globalen Ereignis“ vorgestellt.

Zunächst gab Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, einen Überblick über ihre Arbeit im Bereich der postkolonialen Beziehungen zu den Ländern des globalen Südens und ihre konkreten Kontakte zu sieben Nachfolgestaaten der einstigen deutschen Kolonien. Anschließend vermittelte unser Geschäftsführer und Mitherausgeber Dr. Ulf Morgenstern als Beitragsautor einen Überblick über die Bekämpfung der Sklaverei im Zeitraum der Afrika-Konferenz sowie die Ansichten Otto von Bismarcks dazu. Deutlich wurde, dass dieser die Sklaverei ablehnte und ihre Abschaffung zwar auf die Tagungsordnung der Konferenz setzte. Dennoch hatte er es mit der konkreten Umsetzung der Abschaffung nicht eilig, um außenpolitisch in dieser Hinsicht jede Konfrontation zu vermeiden.

Im zweiten Kurzvortrag nahm Dr. Kofi Takyi Asante (University of Ghana) die Gedanken aus seinem Buchbeitrag auf und verwies auf die langen historischen Linien, die von der Afrika-Konferenz über die afrikanischen Nationalbewegungen bis in die Gegenwart führen. Er betonte dabei zwei Voraussetzungen für die Kolonialisierung Afrikas: die „Ideology of Difference“ und damit die Auffassung der Europäer und Nordamerikaner, dass nicht alle Menschen gleich sind, sowie die Verkoppelung von Kapitalismus und Imperialismus im 19. Jahrhundert. Diese Prämissen seien durchaus mit der New International Economic Order fortgeschrieben worden und noch heute wirksam, etwa im Hinblick auf einen ausbleibenden Technologietransfer. Dr. Asante zog daher das Fazit, dass die Folgen der Berliner Afrika-Konferenz – verstanden als Wegmarke der Verrechtlichung der Kolonialpolitik – bis heute spürbar sind.

Neben Dr. Asante diskutierten dann auf dem Podium Prof. Dr. Joachim Scholtyseck (Universität Bonn), Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Prof. Dr. Sabine Mangold-Will, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung, Beitragsautorin und Mitherausgeberin, sowie der Beitragsautor Dr. Jan Markert (Universität Trier). Moderiert wurde das Podium von Dr. Thomas Henzschel (Auswärtiges Amt), der durch die gesamte Veranstaltung führte und auch Fragen zur Arbeit des Auswärtigen Amtes beantwortete.

Im Gespräch mit dem Publikum kamen zwei wichtige Themenbereiche noch einmal zur Sprache: Mit der Afrika-Konferenz 1884/85 wurde Afrika nicht aufgeteilt, wie es landläufig oftmals heißt und in Karikaturen dargestellt wurde. Die teilnehmenden europäischen Mächte, die USA und das Osmanische Reich schufen allerdings eine rechtliche Grundlage für die weitere Kolonialisierung Afrikas – insbesondere zu erwähnen ist auch die Schaffung des Kongo-Staates, der Privatbesitz des belgischen Königs Leopolds II. wurde und in dem grausame Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Der Frieden unter den Staaten, die am Ende der Konferenz das Abschlussdokument, die General-Akte, unterschrieben, war mit dem Leid der Menschen in Afrika erkauft. Außerdem bleibt die afrikanische Perspektive auf das historische Ereignis und seine Nachwirkungen ein Forschungsdesiderat. Der Tagungsband hat, wie im Untertitel angezeigt, dafür wichtige Impulse gegeben.

Prof. Dr. Holger Afflerbach (University of Leeds), Dr. Ulf Morgenstern (Otto-von-Bismarck-Stiftung), Dr. Jan Markert (Universität Trier), Prof. Dr. Sabine Mangold-Will (Otto-von-Bismarck-Stiftung), Dr. Martin Kröger (Auswärtiges Amt), Dr. Kofi Takyi Asante (University of Ghana), Prof. Dr. Joachim Scholtyseck (Universität Bonn), Dr. Thomas Henzschel (Auswärtiges Amt) und Dr. Daniel Stienen (Otto-von-Bismarck-Stiftung)

 

Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt (r.), eröffnete die Veranstaltung mit interessanten Einblicken in ihre Kontakte zu den Nachfolgestaaten der ehemals deutschen Kolonien.

 

Zu den Gästen im Publikum zählte die außerordentliche Botschafterin der Demokratischen Republik Kongo in Deutschland, S.E. Louise Nzanga Ramazani.

An der Diskussion beteiligte sich u.a. Dr. Elisabeth Kaneza, Vorsitzende der Kaneza Foundation for Dialogue and Empowerment e.V. mit Sitz in Aachen.

Die Gegenwart im Blick: Dr. Sylvie Nantcha, Germanistin, CDU-Politikerin und Bundesvorsitzende von TANG – The African Network of Germany.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Holger Afflerbach / Sabine Mangold-Will / Ulf Morgenstern / Joachim Scholtyseck (Hrsg.)
Die Berliner Afrikakonferenz 1884/1885
Impulse zu einem umstrittenen globalen Ereignis
Paderborn, Brill Schöningh 2025 (Otto-von-Bismarck-Stiftung, Wissenschaftliche Reihe, Band 33)
Festeinband, 638 Seiten, ISBN 978-3-506-79736-0