Eine Begegnung mit Ludwig Windthorst. Schulprojekt im Rahmen von „100 Köpfe der Demokratie“
In Raum 2-01 der Volkshochschule Meppen herrscht arbeitsame Stille, unterbrochen nur von gelegentlichem Geflüster. Rund 20 Schülerinnen und Schüler des Windthorst-Gymnasiums beugen sich in vier Arbeitsgruppen über die Tische. Auf ihnen ausgebreitet: Parlamentsreden, Infografiken und Zeitungsartikel.
Zuvor haben sie sich bereits zusammen mit Dr. Daniel Stienen, wissenschaftlicher Mitarbeiter unserer Stiftung, mit einer Parlamentsrede Ludwig Windthorsts beschäftigt. In dieser hatte er 1880 angesichts des um sich greifenden Antisemitismus erklärt: „Die politische und religiöse Duldung ist die einzige Grundlage, auf welcher in Deutschland [… ] der Staat und die bürgerliche Gesellschaft gedeihen kann.“ Jetzt versuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Leistungskurse Politik und Geschichte des 12. Jahrgangs herauszufinden, was der Namensgeber ihrer Schule über andere politische Entwicklungen gedacht haben könnte.
Der 1812 bei Osnabrück geborene Ludwig Windthorst gehörte zu den bedeutendsten Parlamentariern des Deutschen Kaiserreichs und war ein intimer Gegner der Politik Bismarcks. Er verurteilte nicht nur die preußische Annexion des Königreichs Hannover, dessen Justizminister er zweimal gewesen war, sondern kritisierte bei Gründung des Kaiserreichs auch die ausgearbeitete Verfassung. Auf Grundlage seines tiefen katholischen Glaubens opponierte der Zentrumspolitiker in den folgenden Jahren gegen die Unterdrückung der Sozialdemokraten, der nationalen Minderheiten und, nicht zuletzt, gegen den Versuch des Staates, im „Kulturkampf“ den Einfluss der Katholischen Kirche zurückzudrängen. Windthorst starb im März 1891, weniger als ein Jahr nach Bismarcks Entlassung als Reichskanzler.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Volkshochschule Meppen im Rahmen der „100 Köpfe der Demokratie“ statt, einem Projekt der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, das von der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte gefördert wird. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler mit der langen und wechselvollen Demokratiegeschichte in Deutschland vertraut zu machen. In derselben Veranstaltungsreihe stellte bereits im vergangenen Jahr für die Otto-von-Bismarck-Stiftung Dr. Ulf Morgenstern in der Leibniz-Privatschule Elmshorn den Arzt und liberalen Abgeordneten Rudolf Virchow vor.