Impulse für die Gegenwart. Vortrag über die Arbeit der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung

Die Dauerausstellung „Schmidt! – Demokratie leben“ ist im Hamburger Helmut-Schmidt-Forum zu sehen (Kattrepel 10, am Zeit-Pressehaus).

Dialog – Haltung – Impulse: Diese drei Stichworte stellte Dr. Meik Woyke, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung (BKHS), seinem Vortrag am vergangenen Donnerstag im Historischen Bahnhof Friedrichsruh voran. Sie seien die Leitmotive der Stiftungsarbeit: Man biete „kein Lagerfeuer für die Schmidt-Fans“, sondern erweitere seine politischen Themen in Gegenwart und Zukunft hinein.

Die BKHS wurde 2017 vom Bundestag eingerichtet und ist wie die Otto-von-Bismarck-Stiftung eine Politikergedenkstiftung des Bundes. An ihrem Stiftungssitz in der Hamburger Innenstadt lädt sie in ihre Ausstellung „Schmidt! Demokratie leben!“ ein, in Hamburg-Langenhorn kann außerdem nach vorheriger Anmeldung das Wohnhaus von Helmut und Loki Schmidt besichtigt werden. Unmittelbar nebenan befindet sich das Helmut-Schmidt-Archiv. Außerdem ist seit April 2024 die Wanderausstellung „#Challenging Democracy – Von Helmut Schmidt bis heute“ auf Tour.

Welche Bedeutung hat die Erinnerung an Helmut Schmidt heute, wer verbindet noch etwas mit seinem Namen? Für junge Menschen sei er vor allem derjenige, der überall rauchen durfte, stellte Dr. Woyke augenzwinkernd fest. Das reiche aber nicht als Arbeitsgrundlage. Auch sei festzuhalten, dass Schmidt schwierig im Auftreten sein konnte („arrogant“) und mitunter auch politische Fehleinschätzungen kundgetan habe. Aufgabe der Stiftung sei es daher, seine Politik und späteren politischen Meinungen historisch zu kontextualisieren und von diesen ausgehend aktuelle Fragestellungen zu entwickeln.

Dr. Meik Woyke (Fotos: @BKHS/Michael Zapf)

Das Stiftungsteam konzentriere sich in seiner Arbeit daher auf drei inhaltliche Schwerpunkte, erläuterte Dr. Woyke: erstens auf Europa und die internationale Politik, verbunden unter anderem mit den Fragen, was Europa zusammenhalte und wie das transatlantische Verhältnis verbessert werden könne. Der zweite Themenkomplex sei dem Zusammenhang von globalen Märkten und sozialer Gerechtigkeit gewidmet. Historischer Ausgangspunkt sei der Weltwirtschaftsgipfel, der 1975 von Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing gegründet worden sei und aus dem sich die heutigen G7-Treffen entwickelt hätten. Drittens werde zu „Demokratie und Gesellschaft“ gearbeitet. Eine aktuelle Frage sei, wie tolerant wir gegenüber den Intoleranten, die politisch auf die Zerstörung der Demokratie zielten, sein sollten.

Der BKHS sei es wichtig, über diese drei Themen auch junge Menschen anzusprechen. Daher würden beispielsweise Workshops und das Escape Game „Unlock Europe“ angeboten. Als wichtige Leuchtturmprojekte der Stiftungsarbeit nannte Dr. Woyke die Helmut-Schmidt-Lecture, die mit namhaften Rednerinnen und Rednern in Berlin stattfindet, sowie den Helmut-Schmidt-Zukunftspreis.

Insgesamt stehen für die BKHS Demokratiebildung und Politikberatung im Mittelpunkt, brachte Dr. Woyke seinen Vortrag abschließend auf den Punkt, die Forschung habe – anders als in Friedrichsruh mit Blick auf Otto von Bismarck – weniger Gewicht. Deutlich wurde, dass für beide Stiftungen – Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung und Otto-von-Bismarck-Stiftung – ein kritischer Blick auf den Namensgeber grundlegend für Bildungsarbeit wie wissenschaftliche Forschung ist.