Herzogliches Schloss zu Weimar – Kalenderblatt



Herzogliches Schloss zu Weimar. Blick von Süden auf die zum Zeitpunkt der Aufnahme noch dreiflügelige Anlage mit Schlossturm; Fotografie, Deutschland, um 1890, Abzug auf Papier, Pappe, Bismarck-Museum, Friedrichsruh, Inventar-Nr.: A 389.



Die heutige, am Fluss Ilm gelegene vierflügelige Schlossanlage mit Turm, Torhaus und Hofdamenhaus – diese drei Gebäude werden seit dem 18. Jahrhundert als „Bastille“ bezeichnet – geht auf eine Wasserburg der Grafen von Weimar-Orlamünde aus dem 10. Jahrhundert zurück. 1299 abgebrannt, ging die Anlage in den Besitz der Wettiner über, die eine neue Burg errichteten. 1424 ebenfalls durch einen Brand zerstört, wurde sie 1439 wiederaufgebaut und ab 1535 durch die Herzöge von Sachsen-Weimar (ab 1741 Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, ab 1815 Großherzogtum) aus der ernestinischen Linie der Wettiner als herzogliche Residenz im Renaissancestil zu einer dreiflügeligen Anlage umgestaltet.

„Das F. S. Weimarische Residenz / Schloß Die Wilhelms / Burg 5. May Anno 1774 einen Tag vor dem Brand“, aquarellierte Zeichnung von Johann Aug. Loniz 1837 (Stadtmuseum Weimar im Bertuchhaus, CC BY-NC-SA)

Die Gebäude der Bastille, einst unter anderem als Gerichts- und Verwaltungssitz genutzt, überstanden alle folgenden Brandkatastrophen und bilden daher den ältesten Teil des Residenzschlosses, wobei der Schlossturm 1728 mit einer barocken Haube samt Laterne versehen wurde. Der im 17. Jahrhundert geplante Ausbau zu einem repräsentativen vierflügeligen Komplex wurde aufgrund des Dreißigjährigen Krieges nicht umgesetzt, mit Ausnahme der Schlosskapelle, die 1630 geweiht wurde. Bei dem großen Brand vom 6. Mai 1774 wurden das Schloss, seit dem 17. Jahrhundert nach Herzog Wilhelm IV. als „Wilhelmsburg“ bezeichnet, und die Kapelle zerstört.

Glanzlose DDR-Zeiten: Weimar, Schloss, Fotografie von Jürgen Ludwig, Mai 1977 (Bundesarchiv, Bild 183-S0523-301 / CC-BY-SA 3.0)

Der Wiederaufbau mit neuer Schlosskapelle erfolgte nach 1789 unter der Mitwirkung Johann Wolfgang von Goethes als dreiflügelige Anlage im Stil des Klassizismus. Die Arbeiten waren 1803 weitgehend abgeschlossen. Ab 1816 wurde der Westflügel ausgebaut und 1912/14 mit dem Südflügel ein vierter Schlosstrakt errichtet. Mit der Abdankung von Großherzog Wilhelm Ernst im November 1918 verlor das Schloss seinen Charakter als großherzogliche Residenz. Ab 1923 als Museum genutzt, ist das Schloss seit 2008 Verwaltungssitz der Stiftung Klassik Weimar, mit Ausnahme der Bastille, die Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist.

Das Schloss wird voraussichtlich bis 2030 saniert, wie die Klassik-Stiftung informiert, derzeit können die Dichterzimmer und die Schlosskapelle im Rahmen geführter Touren besichtigt werden:
https://www.klassik-stiftung.de/stadtschloss-weimar/

 

Der Wandkalender 2024 „Residenzschlösser im Kaiserreich“ zeigt eine Auswahl historischer Fotografien. Sie gehören zu einem Konvolut, das Otto von Bismarck zu seinem 80. Geburtstag am 1. April 1895 vom Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine in einer verzierten Holzkiste erhielt.

Zuvor erschienen: Königliches Schloss zu München


Bismarck in Weimar

1833 unternahm Bismarck als Student mit einigen anderen Mitgliedern seines Corps Hannovera eine mehrtägige Wanderreise, eine sogenannte Pfingstspritze. Sie führte über verschiedene Burgen sowie Gotha und Erfurt nach Weimar und Jena, die beiden letztgenannten Städte gehörten damals zum Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Am 30. Juli 1892 reiste Bismarck auf dem Weg von Bad Kissingen nach Jena noch einmal ohne Aufenthalt durch Weimar – die Goethe-Stadt scheint ihn nicht sonderlich gereizt zu haben. Möglicherweise assoziierte er sie zu sehr mit der 1890 verstorbenen preußischen Königin und ersten Deutschen Kaiserin Augusta, mit der er sich in politischer Feindschaft gegenüber gestanden hatte.


Bismarck-Biografie.de: Unterwegs in Deutschland und Europa – Chronik der Reisen