Zwei Welten – eine Republik. Leihgaben in Weimar zu sehen

Eine der beiden Stiftungsleihgaben – drei Bildnisse in einem Holzrahmen – wird in einer Inszenierung des Hindenburg-Kults gezeigt. (Fotos: Thomas Müller)

Das Haus der Weimarer Republik informiert in einer Sonderschau unter dem Titel „Zwei Welten – eine Republik“ bis zum 29. September 2024 über die Lebenswege der beiden Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg. Die Otto-von-Bismarck-Stiftung unterstützt diese Ausstellung mit zwei Leihgaben aus ihrer Sammlung.

Die Leihgaben spiegeln die zeitgenössische Absicht wider, einflussreiche Politiker in eine historische Kontinuität einzuordnen, um ihnen eine herausgehobene Legitimität zu verleihen. So sind in dem aus der Sammlung der Stiftung ausgeliehenen Holzrahmen schwarz-weiße Bildnisse von Otto von Bismarck, Martin Luther und, in erhöhter Position, Paul von Hindenburg zu sehen. Datiert ist diese Bildergalerie auf das Jahr 1915 – Hindenburg war im November 1914 zum Generalfeldmarschall befördert worden, mit ihm wurde im Ersten Weltkrieg die Hoffnung auf weitere militärische Erfolge verbunden. Präsentiert wird dieses Exponat in einer Nische, die in einer Wohnzimmer-Inszenierung den Hindenburg-Kult veranschaulicht. Deutlich wird damit, dass dieser Kult lange vor seiner Wahl 1925 zum Reichspräsidenten einsetzte.

Drei schwarz-weiße Bildnisse (Otto von Bismarck, Paul von Hindenburg, Martin Luther) im Holzrahmen, Holz, Metall, Glas, Papier, Pappe, Deutschland, um 1915, Inventar-Nr. O 2001/018, Höhe: 26 cm, Breite: 47,5 cm, Tiefe: 2,5 cm.

Bei der zweiten Leihgabe handelt es sich um ein Zigarettenbild mit vier Porträts von Friedrich II. von Preußen, Otto von Bismarck, Paul von Hindenburg sowie Adolf Hitler aus dem Jahr 1934. Der NS-Diktator wurde damit alltagstauglich als großer Staatsmann inszeniert.

Zigarettenbild mit vier Porträts von Friedrich II. von Preußen, Otto von Bismarck, Paul von Hindenburg sowie Adolf Hitler, Papier, Deutschland, 1934, Inventar-Nr. O 2002/283, Höhe: 29,8 cm, Breite: 21,2 cm.

Die Ausstellung veranschaulicht insgesamt die politische Gegensätzlichkeit der beiden Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg. Persönlich sind sie sich vermutlich nie begegnet, wie Kurator Dr. Marcel Böhles berichtet. Ihre Lebenswege werden in vier Großkapiteln gegenübergestellt:

Unter dem Titel „Zwei Männer ihrer Zeit“ (1) werden die militärische Karriere Hindenburgs bis 1914 sowie der Aufstieg Eberts vom Handwerkergesellen zum SPD-Vorsitzenden veranschaulicht. Es folgt mit „Auf zu den Waffen“ (2) ein Blick auf den Ersten Weltkrieg, ein Schwerpunkt ist die Schlacht von Tannenberg und der Personenkult um Hindenburg, der 1916 mit Erich Ludendorff die Oberste Heeresleitung übernahm. Auf den Ebert gewidmeten Tafeln geht es vor allem um seine Rolle bei der sogenannten Burgfriedenspolitik der SPD. Im Kapitel „Reichspräsidenten“ (3) steht die Weimarer Republik im Mittelpunkt. Erläutert werden das Amt des Reichspräsidenten, wie es die Verfassung vorsah, Eberts Wirken als Garant der Stabilität in den Anfangsjahren sowie die Wahlen Hindenburgs 1925 und 1932 zum „Ersatzkaiser“. Unter „Zusammenbruch und Neuanfang“ (4) finden sich unter anderem die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, der Tod Hindenburgs, die Erinnerungsorte Tannenberg und Heidelberg sowie die Gründung der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Ergänzend angeboten werden mehrere Videoprojektionen (unter anderem zum „Tag von Potsdam“ 1933) sowie vier Medienstationen, an denen die Besucherinnen und Besucher einen Quiz zu Ebert und Hindenburg sowie einen Zitate-Quiz lösen können. Eine Audiostation bietet Hörbeispiele beider Präsidenten und eine Medienstation zeigt Spielfilmausschnitte zu den Figuren Ebert und Hindenburg.

 

Zwei Welten – eine Republik
Die Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg
6. Februar – 29. September 2024
Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie
Theaterplatz 4, 99423 Weimar