Residenzschlösser im Kaiserreich – Wandkalender 2024
In ihren Baugeschichten spiegeln sich politische Aufstiege und Systemwechsel, dokumentiert sind Brände, Kriegszerstörungen und Sprengungen, aber auch die Wertschätzung der Öffentlichkeit, die zu ihrem Erhalt führten: Residenzschlösser erzählen auf eigene Weise von den regionalen Besonderheiten der deutschen Geschichte. In einer Auswahl historischer Fotografien werden zwölf dieser Bauwerke in unserem Wandkalender 2024 präsentiert.
Die Aufnahmen gehören zu einem Konvolut, das Otto von Bismarck zu seinem 80. Geburtstag am 1. April 1895 in einer verzierten Holzkiste erreichte. Die großformatigen Fotografien zeigen den Reichstag, die Residenzschlösser der regierenden Fürsten und die Rathäuser der freien Städte im Deutschen Kaiserreich. Absender des Geschenks war der Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. Dieser war im Oktober 1871 von Vertretern 14 technischer Vereine, denen fast 5.300 Architekten und Ingenieure angehörten, gegründet worden. Unter dem Namen „DAI – Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.“ existiert er noch heute. Seine Hauptaufgabe sieht er „in der Förderung der Baukultur unter besonderer Berücksichtigung der regionalen Belange“, wie auf seiner Website nachzulesen ist.
Schon die in der Holzkiste verschenkten Fotografien zeigen die regionale Vielfalt an Baustilen, selten aber Gebäude „aus einem Guss“: An den Schlössern wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewerkelt, Seitenflügel wurden ergänzt oder ganze Gebäudeteile nach Bränden ersetzt. Viele der im Wandkalender präsentierten Bauensembles erlitten in den Jahren 1944 und 1945 erhebliche Kriegsschäden und wurden zum Teil komplett wieder neu aufgebaut, zuletzt das Berliner Stadtschloss in Gestalt des Humboldt-Forums. Nicht bei allen Rekonstruktionen – zumal in den unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnten – dürfte so heftig wie in Berlin über Sinn und Unsinn dieser Baumaßnahme und die Frage, welche Bedeutung ein Schloss für die Selbstverortung der bürgerlichen Gesellschaft heute hat, gestritten worden sein.
Die im Wandkalender gezeigten Bauwerke sind heute touristische Sehenswürdigkeiten und werden als Museen und/oder von den jeweiligen Landesregierungen genutzt, im Schweriner Schloss tritt beispielsweise der Landtag Mecklenburg-Vorpommerns zusammen. Dass die Geschichte der deutschen Residenzschlösser noch immer nicht abgeschlossen ist, zeigt ein Blick nach Neustrelitz. Dort brannte der vormalige Sitz der Herzöge und Großherzöge von Mecklenburg-Strelitz im April 1945 aus, wurde 1949 gesprengt und bis auf den Keller abgetragen. Nun aber wird der Wiederaufbau zumindest des Schlossturms vorbereitet. Damit soll weniger an herzogliche Zeiten erinnert als vielmehr ein Ort der Demokratiegeschichte gewürdigt werden: In dem Schloss wurde 1919 die erste parlamentarisch-demokratische Landesverfassung auf deutschem Boden verabschiedet.
Der Wandkalender 2024 „Residenzschlösser im Kaiserreich“ ist in Friedrichsruh im Historischen Bahnhof und im Bismarck-Museum sowie in unserem Online-Shop für den Preis von zehn Euro erhältlich. Die historischen Fotografien sind mit ausführlichen Beschreibungen versehen.