Bismarck in der Pfalz. Donnersbergverein zeigt Wanderausstellung

Der zwölf Meter umspannende Adlerbogen an der Ostflanke des Donnersbergs galt bei seiner Errichtung 1880 als Ingenieursleistung. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurden damit Helmuth von Moltke und Otto von Bismarck geehrt. Ebenso wie der Bau wurde auch die umfangreiche Restaurierung 2016 von Bürgern aus der Region getragen. (Foto: Natalie Wohlleben)

Die Pfalz hat Otto von Bismarck wahrscheinlich nur einmal durchquert – und das unter Jubel an den Bahnhöfen: Als er nach dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs von Versailles nach Berlin reiste, war er am 8. März 1871 von Metz aus vermutlich auf der Eisenbahnstrecke über Kaiserslautern und Neustadt nach Mainz und Frankfurt unterwegs – und kam damit in den seltenen Genuss, dass Untertanen des Königreichs Bayern, zu dem die Pfalz seit 1816 gehörte, einem Preußen zujubelten. Und die Pfälzer sollten es dabei nicht belassen. Ein Bürgerverein ließ an der Ostseite des Donnersbergs, dem höchsten Berg der Region, 1880 den Adlerbogen mit Statuen von Helmuth von Moltke und Bismarck errichten. Generalfeldmarschall und Reichskanzler wurden damit für die Sicherung der pfälzischen Grenzen im Deutsch-Französischen Krieg und die Reichsgründung geehrt.

In diesem Monat reist zwar nicht Bismarck in die Pfalz, aber die Wanderausstellung, die ihm gewidmet ist: „Otto von Bismarck: Mensch – Macht – Mythos“. Sie ist auf Einladung des Donnersbergvereins vom 30. September bis zum 30. Oktober zu sehen. Dr. Ulf Morgenstern, wissenschaftlicher Mitarbeiter unserer Stiftung, eröffnet sie am Sonnabend, 30. September, 17 Uhr, mit einem Vortrag über „Wandlungen des Bismarck-Mythos zwischen 1870 und heute“.

Der Vortrag ist den höchst unterschiedlichen Wahrnehmungen Bismarcks gewidmet. Seine Anhänger verehrten ihn als Gründer des deutschen Nationalstaats, der als Reichskanzler über zwei Jahrzehnte den Frieden in der Mitte Europas wahrte und durch seine Sozialgesetzgebung als Pionier der staatlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen gilt. Für seine Gegner blieb er der preußische Gewaltpolitiker, der den politischen Katholizismus und die Sozialdemokratie verfolgte und die parlamentarische Demokratisierung Deutschlands bremste. Nach seinem Tod dominierte sein Mythos die Erinnerung, aber seit einigen Jahren steht er nun als Verantwortlicher für die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik in der Kritik. Dr. Ulf Morgenstern diskutiert, wie diese Wandlungen seiner Wahrnehmung zu verstehen sind und was sie über ihn, aber auch über seine Kritiker und Verteidiger aussagen.

Otto von Bismarck: Mensch – Macht – Mythos
Wanderausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung
30. September – 30. Oktober 2023

Donnersbergverein e. V.
Oberstrasse 4, 67814 Dannenfels

 

Informationen über den Adlerbogen:

Hermann Braun: Der Adlerbogen, 7. Oktober 2018

Das Reich rostet, in: Die Rheinpfalz, 3. Mai 2015