Kalenderblatt: Schloss Grand Trianon im Park von Versailles
Mit dem prachtvollen Ausbau von Schloss Versailles und dessen Erhebung zum Regierungssitz im Jahr 1682 setzte Ludwig XIV. seine Vorstellung vom Absolutismus nicht nur politisch, sondern auch baulich um. Damit schuf er aber auch einen Hofstaat, der einschließlich der Bediensteten etwa 10.000 Menschen umfasste – viel Ruhe war in dem Schloss mit seinen 1300 Zimmern nicht mehr zu erwarten. Also sorgte der Sonnenkönig dafür, dass das Hofzeremoniell nicht sein gesamtes Leben bestimmte, und ließ im Schlosspark eine Maison de Plaisance – ein Lustschloss – bauen, das Grand Trianon.
Die Idee, unweit der Repräsentations- und Regierungszentrale einen ruhigen Ort zu schaffen, war bereits einige Jahre alt: Ludwig XIV. hatte das Dorf Trianon, das etwa zwei Kilometer Fußweg von Schloss Versailles entfernt lag, 1668 gekauft, seiner Domäne angegliedert und abreißen lassen. Der erste, 1670 an dieser Stelle gebaute Pavillon wurde 1687 durch das Lustschloss ersetzt. Es sollte sich bei seinen Nachfolgern großer Beliebtheit erfreuen. Zu besichtigen ist es heute in der Ausstattung, die Napoléon I. bewohnte.
So wie Schloss Versailles zum Vorbild für andere europäische Schlossbauten wurde, inspirierte Ludwig XIV. mit dem Grand Trianon und der damit etablierten Trennung von Arbeit und Wohnen ebenfalls andere Monarchen und Adlige. Überall in Europa entstanden unweit der Residenzen kleinere Bauten für private Zwecke. Ein prominentes deutsches Beispiel ist heute noch bei Potsdam zu finden. Obwohl bereits Herr über mehrere Schlösser, ließ Friedrich II. von Preußen ab 1745 das kleine Schloss Sanssouci als seine Sommerresidenz und ab 1763 in ebenfalls etwa zwei Kilometer Fußweg Entfernung das Neue Palais bauen, das für Regierungs- und Repräsentationszwecke mit 970 Zimmern ausgestattet wurde.
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