Zehn Fragen an Prof. Dr. Joachim Scholtyseck
Der Otto-von-Bismarck-Stiftung steht bei ihrer Arbeit ein Wissenschaftlicher Beirat zur Seite, dem namhafte Historikerinnen und Historiker angehören. Ihre Expertise bereichert die interdisziplinär und methodisch vielfältige Bismarck-Forschung, die eine zentrale Aufgabe dieser Politikergedenkstiftung ist.
In loser Reihenfolge möchten wir die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats mit einem kurzen Fragebogen vorstellen. In der ersten Folge antwortet der Beiratsvorsitzende Prof. Dr. Scholtyseck.
Zur Person
Prof. Dr. Joachim Scholtyseck (geb.1958) hat an der Universität Bonn Geschichte, Politische Wissenschaft, Kunstgeschichte und Soziologie studiert und wurde dort mit einer Arbeit über die deutsch-italienischen Beziehungen in der Bismarckzeit promoviert. Der Titel seiner 1998 an der Universität Karlsruhe vorgelegten Habilitationsschrift lautete „Robert Bosch und der liberale Widerstand gegen den Nationalsozialismus“. Seit April 2001 lehrt Prof. Dr. Scholtyseck Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bonn.
Zehn Fragen
Was hat Ihre Leidenschaft für Geschichte geweckt?
Die Diskussionen mit meinem Vater, der zwar Zoologe war, aber sich auch als Naturwissenschaftler immer für Geschichte begeistert hat.
In welches Jahrhundert würden Sie gerne eine Zeitreise unternehmen?
Wenig verwunderlich: ins 19. Jahrhundert!
Mit welchen drei historischen Persönlichkeiten würden Sie gerne zu Abend essen?
Albert Ballin, Theodor Fontane, Gustave Flaubert.
Welche Frage würden Sie gerne Otto von Bismarck stellen?
„Hand aufs Herz: Was waren Ihre Pläne in der ‚Krieg-in-Sicht‘-Krise 1875?“
An welche Erfahrungen, die die Deutschen im 19. Jahrhundert gesammelt haben, sollte heute erinnert werden?
Der enorme Wissenschafts- und Bildungsschub.
Welcher Ort der Erinnerung (Museum, Gedenkstätte, historischer Schauplatz) hat Sie besonders beeindruckt?
Die Zeche Zollverein in Essen.
Was ist Ihnen als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Otto-von-Bismarck-Stiftung wichtig?
Das Verständnis dafür zu wecken, wie „modern“ und damit relevant Bismarcks Welt auch für unsere heutige Gesellschaft noch ist.
Welches Buch / welche Bücher zur deutschen Geschichte insbesondere des 19. Jahrhunderts empfehlen Sie?
Lothar Gall, Bismarck. Der weiße Revolutionär (1980)
Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt (2009)
Welches Buch lesen Sie zurzeit?
Elias Canetti, Die gerettete Zunge (allerdings zum dritten Mal)
Welches Ihrer eigenen Bücher ist Ihnen besonders wichtig?
Meine Studie über das Familienunternehmen Freudenberg (2016).
Nachweise:
Abbildung der Tischgesellschaft: Gustave Flaubert (1821 – 1880), porträtiert von Nadar (eigentlich: Gaspard-Félix Tournachon); Theodor Fontane (1819 – 1898), Offsetdruck einer Kreidezeichnung von Hanns Fechner aus dem Jahr 1897; Albert Ballin (1857 – 1918), Fotografie anlässlich seines 60. Geburtstags, entnommen aus der österreichischen Zeitschrift Sport & Salon, Ausgabe vom 26. August 1917.
Thomas Wolf fotografierte die Zeche Zollverein (www.foto-tw.de, CC BY-SA 3.0 DE); Website des Zollvereins: https://www.zollverein.de/
Joachim Scholtyseck, Freudenberg. Ein Familienunternehmen in Kaiserreich, Demokratie und Diktatur, München 2016