„Mythos Bismarck“ – der Podcast zum 125. Todestag

Das Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark in Hamburg wurde in den vergangenen Monaten sandgestrahlt und in seiner Standfestigkeit gesichert. Finanziert wurde die Sanierung von Bund und Stadt. (Foto: Natalie Wohlleben)

Die Begeisterung in Teilen der Öffentlichkeit für den ersten Reichskanzler und seine geschickte Selbstinszenierung ließen den Bismarck-Mythos entstehen. Der Podcaster Tobias Jakobi spricht in der Reihe „Geschichte Europas“ mit Dr. Ulf Morgenstern, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Otto-von-Bismarck-Stiftung, über dieses politische Phänomen und seine Nachwirkungen. Anlass ist der 125. Todestag Otto von Bismarcks am 30. Juli 2023.

Der nichtkommerzielle Podcast „Geschichte Europas“ zeichnet sich durch Gespräche mit Expertinnen und Experten aus und umfasst die gesamte Historie des Kontinents – „angefangen beim geologischen Entstehen der europäischen Halbinsel bis hin zum heutigen Tag“, wie Jakobi sein Konzept beschreibt. Mit dieser Podcastreihe ist er Mitglied der Netzwerke „geschichtspodcasts.de“ und „wissenschaftspodcasts.de“.

Der Podcaster fragt Morgenstern zunächst nach der bereits zu Lebzeiten einsetzenden Verklärung Bismarcks – diese geschah, obwohl der Politiker während seiner Amtszeit immer auch umstritten war und zu seiner Bilanz Erfolge wie Fehlleistungen gehören. Dennoch wurde immer weniger der Politiker wahrgenommen, in den Vordergrund trat stattdessen sein Mythos als Reichsgründer. Morgenstern diskutiert die politische Instrumentalisierung dieses Mythos in der Weimarer Republik sowie dessen Marginalisierung von 1933 bis 1945 durch das NS-Regime, das um Hitler einen Führer-Kult betrieb.

Für die folgende Zeit bis 1989/90 zeichnet Morgenstern die langsame Loslösung aus den politischen Debatten und Historisierung Bismarcks in beiden deutschen Staaten nach. Die Gegenwart ist unter dem Eindruck der Dekolonialisierungsdebatten wieder stärker von politisch konnotierten Auseinandersetzungen um den „doppelten Bismarck“ – Politiker und Mythos – geprägt. Als Beispiel dient insbesondere die Debatte über die Sanierung des Bismarck-Denkmals im Alten Elbpark in Hamburg. Nachzutragen ist hier, dass nach der Aufnahme des Podcasts der von der Hamburger Kulturbehörde ausgelobte künstlerische Wettbewerb ergebnislos endete. Die Aufgabe, dem Denkmal ein „Störgefühl“ hinzuzufügen, so Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda, wurde nach Ansicht der Jury von keinem der acht Entwürfe der Endrunde erfüllt.

Der Podcast ist auf der Website der Geschichte Europas zu hören.

Außerdem kann die Reihe „Geschichte Europas“ auf folgenden Plattformen abgerufen werden:
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